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Schonendes Einschreiten bei Sepsis

Die durch systemische Entzündung hervorgerufene Blutvergiftung zählt in Deutschland zur dritthäufigsten Todesursache. Eine neue Therapie mit Cholinesterase-Hemmern soll das vegetative Nervensystem zu antiinflammatorischen Reaktionen anregen und gleichzeitig den herkömmlichen Einsatz von Nicotinpräparaten ablösen.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass entzündliche Prozesse vom vegetativen Nervensystem beeinflusst werden. Der Parasympathikus regelt dabei die Ausschüttung antientzündlicher Substanzen über den Botenstoff Acetylcholin. Je mehr Neurotransmitter freigesetzt werden, desto weniger Zytokine gelangen in die Blutbahn. Geraten die Entzündungsvorgänge außer Kontrolle, kommt es zu einer fatalen Kettenreaktion. Der Kreislauf kollabiert, die Blutgerinnung wird überaktiv und schließlich versagen Nieren, Lunge, Leber und Herz. Bislang wird eine solche Sepsis mit Nicotin behandelt, das, ähnlich wie Acetylcholin, das weitere Voranschreiten der Entzündung unterbindet. Nachteilig sind jedoch dessen unerwünschte Wirkungen wie Herzrasen und Herzrhythmusstörungen. Wissenschaftler der Universitätsklinik Heidelberg sind jetzt auf eine mögliche Alternative gestoßen. Mit dem Einsatz bekannter Cholinesterase-Hemmer lässt sich ein schneller Abbau von Acetylcholin im Körper hinauszögern, so dass der Neurotransmitter länger und in höherer Konzentration zur Verfügung steht. In einer aktuellen Studie mit Mäusen verminderten Physostigmin und Neostigmin die Ausschüttung von Zytokinen und damit verbundene Entzündungsreaktionen, so dass sich die Überlebenschance der Tiere verdoppelte. Bedeutend ist dabei das überschaubare Nebenwirkungsprofil der Cholinesterase-Hemmer, die als gängige Antidote bei Vergiftungserscheinungen eine wichtige Rolle spielen. Eine klinische Studie für den neuen Therapieansatz ist für Ende des Jahres geplant.


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Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, Nr. 70/2008

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