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Technologie
Steter Tropfen mit der Dosiertube
In einer Studie haben A. Wolff und S. Schneider die traditionellen Tropffläschchen mit Senkrecht- oder Zentraltropfer und die Dosiertube miteinander verglichen [1]. Dabei ergab eine Umfrage unter Anwendern von Tropffläschchen, dass 73% von ihnen (n = 102) Schwierigkeiten bei der Handhabung hatten, und zwar aus folgenden Gründen:
- Das Fläschchen tropft nicht an.
- Die Tropfgeschwindigkeit ist zu schnell oder zu langsam.
- Die Tropfenfolge kann nicht rechtzeitig unterbrochen werden.
- Die Lösung tritt auch durch das Luftröhrchen aus.
Die Probleme erklären sich aus der Konstruktion der Dosiervorrichtung (Tab. 1 und Abb. 1).
Tab. 1: Wichtige Unterschiede der beiden Tropfsysteme | ||
Merkmal | Dosiertube | Tropffläschchen |
Antropfverhalten | zuverlässig; aktiv durch den Anwender bestimmt | unzuverlässig; Anwender wartet passiv |
Dosiergenauigkeit | Tropfengröße hängt nicht vom Füllungsgrad ab kein Luftröhrchen vorhanden Zählbarkeit unproblematisch | Tropfengröße hängt vom Füllungsgrad ab Überdosierung, wenn Flüssigkeit im Luftröhrchen Zählbarkeit problematisch |
Dosiervorgang | sehr gut steuerbar Tropfgeschwindigkeit hängt nicht vom Füllungsgrad ab vollständig entleerbar | schlecht steuerbar Tropfgeschwindigkeit hängt vom Füllungsgrad ab nicht vollständig entleerbar |
Schräghaltung | führt zur Dosisverringerung von weniger als 10% | führt zur Dosisverringerung von über 10% |
Liegende Lagerung und Schütteln | ohne Einfluss auf Gebrauchsfähigkeit | kann Antropfen verhindern durch Flüssigkeitseintritt in Belüftungsröhrchen |
Gewicht | niedrig | hoch |
Bruchfestigkeit | bruchfest | zerbrechlich |
Tropfgeschwindigkeit unabhängig vom hydrostatischen Druck
Während beim Tropffläschchen der hydrostatische Druck des Inhalts die Flüssigkeitsentnahme bewirkt, bringt der Anwender der Dosiertube den zur Flüssigkeitsentnahme erforderlichen Druck durch leichtes Zusammenpressen der elastischen Tube selbst auf. Das vom Patienten oft als Geduldsprobe empfundene passive Warten auf das Antropfen entfällt hierbei. Er selbst bestimmt – innerhalb bestimmter Grenzen – die Tropfgeschwindigkeit und nimmt sie – sprichwörtlich – in die eigene Hand.
Beim Tropffläschchen steigt die Tropfgeschwindigkeit an, sobald das Belüftungsröhrchen über den Flüssigkeitsspiegel hinausragt [2]. Dies führt in der Regel zu einer Überschreitung der laut Arzneibuch zulässigen Tropfgeschwindigkeit von zwei Tropfen pro Sekunde [3]. Dagegen ist bei der Dosiertube die Tropfgeschwindigkeit vom Füllstand des Behältnisses unabhängig. Hier kann der Anwender vom Anfang bis zum Ende die Tropfgeschwindigkeit durch den von ihm auf die Tube ausgeübten Druck selbst bestimmen. So kann er beispielsweise die Tropfgeschwindigkeit verlangsamen, um sich das Zählen zu erleichtern.
Gleichförmigkeit der Dosierung auch bei Schräghaltung
Wird ein Tropffläschchen bei der Flüssigkeitsentnahme schräg gehalten, nimmt die Tropfengröße und damit die Masse ab. Bei einem Winkel von 40° gegen die Senkrechte kann die Abweichung der Dosierung den im Europäischen Arzneibuch festgelegten Grenzwert von 10% [3] überschreiten. Verantwortlich hierfür sind sowohl der verringerte hydrostatische Druck als auch die verkleinerte wirksame Abtropffläche, die bei geneigter Haltung elliptisch statt kreisrund ist. Somit können beim Tropffläschchen sowohl die Tropfengröße als auch die Tropfgeschwindigkeit außerhalb des zulässigen Rahmens liegen.
Da die Flüssigkeitsentnahme aus der Dosiertube unabhängig vom hydrostatischen Druck erfolgt, hat dieser keinen Einfluss auf die Tropfengröße
(Abb. 2). Aber auch bei der Dosiertube verkleinert die Schräghaltung die wirksame Abtropffläche. Der daraus resultierende Dosierungsfehler bei schräger Haltung der Dosiertube liegt jedoch innerhalb der durch das Europäische Arzneibuch gesetzten Toleranzgrenzen [1].
Auch die Tropfgeschwindigkeit beeinflusst die Tropfengröße. Bei der Dosiertube sind die Unterschiede jedoch minimal (Abb. 3).
Exakte Tropfenzahl
Die Dosierung der exakten Tropfenanzahl ist bei Tropffläschchen problematisch [1]. Meist entnimmt der Anwender zu viele Tropfen, da er die Flasche nach dem letzten Tropfen nicht schnell genug aufrichtet.
Bei der Dosiertube nimmt der Anwender bei erreichter Tropfenzahl den manuellen Druck zurück, wodurch der Folgetropfen aufgrund der Rückstellkraft der Tube wieder eingesaugt wird. Die verordnete Dosierung lässt sich also leicht exakt einhalten.
Problematisches Belüftungsröhrchen
Durch liegende Lagerung oder Schütteln eines Tropffläschchens kann Flüssigkeit in ihr Belüftungsröhrchen eindringen, wodurch es zu unkontrolliertem Tropfen aus dem Luftröhrchen kommt. Ursache ist die fehlende Druckdifferenz zwischen beiden Öffnungen. Die Druckdifferenz stellt normalerweise das Austropfen aus dem Tropfröhrchen sicher; wenn sie fehlt, entstehen durch die größere Abtropffläche entsprechend größere Tropfen.
Auch hinsichtlich Gewicht und Bruchfestigkeit ist die Dosiertube dem Tropffläschchen überlegen (Tab. 1).
Fazit: Handhabung einfach und sicher
Die Dosiertube stellt den neuesten Stand der Technik für die Anwendung von oralen Lösungen dar und zeichnet sich durch die einfache Handhabung und die Zuverlässigkeit der Dosierung aus. Die Lösung tropft unabhängig von der jeweiligen Füllhöhe des Inhaltes allein durch den manuell aufgebrachten Druck des Anwenders heraus. Bis zur vollständigen Entleerung der Tube bleibt die Tropfengröße konstant. Die Entnahme- und Dosierungsprobleme der klassischen Tropffläschchen entfallen hier. Auch bei unsachgemäßem Schräghalten während der Entnahme ist eine Tropfengröße innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen sichergestellt. Damit leistet die Dosiertube einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit.
Literatur
[1] S. Schneider: Vergleich des Zentraltropfers mit der Dosiertube unter pharmazeutischen und handhabungsbedingten Aspekten. Diplomarbeit an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Referent Prof. Dr. Armin Wolff, 2006.
[2] M. Bayer, H. Lietz: Zur Dosierung von Flüssigkeiten mit Zentraltropfern. Pharm. Ind. 35 , Nr.11a (1973).
[3] Monographie "Flüssige Zubereitungen zum Einnehmen" in: Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe 2005, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart.
Für die Verfasser:
Gudrun Breuer
Nordmark Arzneimittel GmbH & Co. KG
Pinnauallee 4, 25436 Uetersen
gudrun.breuer@nordmark-pharma.de
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