Arzneimittel und Therapie

Senken nicht-steroidale Antirheumatika den PSA-Wert?

Nach regelmäßiger Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika konnte in einer Untersuchung ein Absinken der PSA-Konzentration im Blut um rund 10% beobachtet werden. Die Autoren warnen jedoch davor, aus den Daten zu schließen, dass Männer, die nicht-steroidale Antirheumatika einnehmen, ein reduziertes Risiko haben, an Prostatakarzinom zu erkranken. Es sollte vielmehr an die Möglichkeit gedacht werden, dass die Schmerzmittel die Diagnose eines Prostatakarzinoms erschweren.

Die Ergebnisse der Studie sollten nicht überbewertet werden, zumal die Untersuchung eine sogenannte Querschnittsstudie war, die nur über einen kurzen Zeitraum Daten erfasst und damit in ihrem Aussagewert als begrenzt eingeschätzt wird.

Jeder Fünfte männliche Amerikaner nimmt NSAR

Ein Forscherteam von der University of Rochester (US-Bundesstaat New York) hatte zwischen 2001 und 2002 die Daten von 1319 Männern aus dem National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) ausgewertet. Das Alter der Studienteilnehmer lag bei 40 Jahren und älter. Die Auswertung ergab, dass jeder fünfte männliche US-Amerikaner (20%) über 40 regelmäßig ein nicht-steroidales Antiphlogistikum (zumeist Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen) oder Paracetamol (1%) einnimmt. Männer, die regelmäßig nicht-steroidale Antirheumatika einnahmen, wiesen dabei einen etwa 10% niedrigeren PSA-Wert auf als Nichtanwender. Bei Paracetamol-Anwendern lagen die PSA-Werte sogar 24% niedriger. Der Unterschied war aber nicht signifikant. Die American Cancer Society interpretiert diese Daten dahingehend, dass die Medikamente eine chronische Entzündungsreaktion lindern, die eine Begleiterscheinung von Tumoren sein können. Beim Prostatakarzinom könnten aber Infektionen, physikalische Traumata, ein Harnwegsreflux oder auch Ernährungsgewohnheiten Auslöser der Entzündung sein. Dann würde die NSAR-Therapie nur Begleiterscheinungen des Tumors beseitigen, nicht aber dem Tumor vorbeugen. Die Einnahme der Schmerzmittel könnte in diesem Fall sogar die Früherkennung behindern.

Selbstmedikation unbedingt mit angeben

Urologen weisen darauf hin, dass es für eine protektive Wirkung nicht-steroidaler Antirheumatika derzeit keinen sicheren Beleg gibt. In Anbetracht des häufigen Einsatzes nicht-steroidaler Antirheumatika fordern die Autoren weitere Studien mit größeren Teilnehmerzahlen. Wer regelmäßig Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen einnimmt – sei es im Rahmen der Selbstmedikation zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen oder als präventive Maßnahme zum Schutz vor einem Herzinfarkt – sollte bei einer Bestimmung der PSA-Werte dem Arzt dies mitteilen, damit bei der Beurteilung des PSA-Tests dieser Faktor mit berücksichtigt werden kann.

 

Quelle

Singer E.A: Prostate-specific antigen levels in relation to consumption of nonsteroidal anti-inflammatory drugs and acetaminophen. Cancer; DOI: 10.1002/cncr.23806.

Anti-inflammatory drugs may mask prostate cancer marker. Stellungnahme der American Cancer Society vom 8. September 2008.

 


ck

 

Das könnte Sie auch interessieren

Verringertes Risiko auch bei genetischer Prädisposition

Mit ASS und COX-2-Hemmern gegen Brustkrebs

Risiko von Komplikationen im oberen Gastrointestinaltrakt, Herzinfarkt und Schlaganfall

Nicht-steroidale Antirheumatika im Vergleich

Daten aus der WHI-Studie zeigen geringes kardiales Risiko

Entwarnung für COX-Hemmer

Zu den Therapieoptionen nach einer Prostatakrebsdiagnose

Stahl, Strahl, Chemie – oder Abwarten?

Wann die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung aufgehoben wird

Gecheckt: ASS und NSAR

Was Tastuntersuchungen und PSA-Test leisten können

Prostatakrebs früh erkennen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.