Arzneimittel und Therapie

Thalidomid von der EMEA zugelassen

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA bewertet den Nutzen von Thalidomid bei der Behandlung des multiplen Myelom höher als das Risiko, das von dem teratogenen Wirkstoff ausgeht und erteilte eine Zulassung zur Behandlung dieser seltenen Tumoren des Knochenmarks. Die Zulassung gilt für die Kombination mit Melphalan und Prednison und ausschließlich für Patienten über 65 Jahre sowie für Patienten, die nicht mit einer Hoch-Dosis-Chemotherapie behandelt werden können.

Studien hatten gezeigt, dass durch die gemeinsame Gabe von Thalidomid, Melphalan und Prednison bei der Therapie des multiplen Myeloms die Lebenserwartung um 18 Monate im Vergleich zu Patienten erhöht werden konnte, die eine konventionelle Chemotherapie erhielten.

Sicherheitsvorkehrungen beachten

Neben der bekannten sedierenden Wirkung verfügt Thalidomid sowohl über immunmodulatorisches als auch über antiangiogenetisches Potenzial. Aufgrund dieser letztgenannten Eigenschaft konnte Thalidomid in diversen klinischen Studien Erfolge bei der Behandlung des multiplen Myeloms erzielen. Dieser seltene Knochenkrebs gilt als schwer behandelbar, selbst nach einer hochdosierten Chemotherapie sind die Aussichten schlecht. Besonders ungünstig auf die Prognose wirkt sich eine Gefäßneubildung im Bereich des Knochenmarks aus. Durch seine antiangiogenetische Wirkung soll orales Thalidomid diese Gefäßneubildung unterbinden und somit, anders als herkömmliche Zytostatika, zu einer Senkung des Rezidivrisikos beitragen. Bei vielen unheilbaren Erkrankungen, von Mund- und Genitalgeschwüren bei Aids-Patienten über Autoimmunerkrankungen bis hin zu seltenen Krebsleiden und in der Leprabehandlung wird Thalidomid derzeit getestet. Allerdings müssen aufgrund der bekannten Risiken, der Teratogenität und der schweren Nebenwirkungen von Thalidomid bei der Anwendung in jedem Fall höchstmögliche Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Es wurde ein Aktionsplan erstellt, der Schwangerschaften während der Thalidomid-Therapie ausschließen soll. So müssen Patientinnen nicht nur eine Kontrazeption während der Behandlung sicherstellen. Alle Frauen im gebärfähigen Alter müssen zudem sowohl vor als auch nach der Therapie einen Schwangerschaftstest durchführen lassen. Zusätzliche Warnhinweise auf der Verpackung sollen die Arzneimittelsicherheit gewährleisten.

 

Quelle

European Medicines Agency recommends the approval of thalidomide for the treatment of rare bone-marrow cancer. Pressemitteilung der EMEA, 24. Januar 2008. 

 


ck

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