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Gesundheitspolitik
Großhandelsverband will weiterkämpfen
AZ: Herr Dr. Trümper, der Gesundheitsausschuss hat den Phagro-Vorschlag abgelehnt, die Arzneimittelpreisverordnung für den Großhandel auf einen Fixzuschlag und einen prozentualen Aufschlag umzustellen. Einerseits ruft dies sicher Enttäuschung beim Phagro hervor. Aber war eine Ablehnung nicht doch noch besser als der zwischenzeitlich aufgetauchte Vorschlag aus dem BMG, der niedrige Fixzuschläge zwischen 70 und 82 Cent ins Spiel brachte?
Trümper: Das stimmt prinzipiell. Denn unseren ursprünglichen Vorschlag mit einem dreiprozentigen Aufschlag sowie einem Fixum von 0,93 Euro haben wir ja nicht aus der Luft gegriffen, sondern auf Basis des Sortiments vergangener Jahre errechnet. Diese Zahlen wurden auch von unabhängigen Experten und allen unseren Gesprächspartnern als richtig anerkannt. Darum wäre ein verringerter Fixzuschlag sicherlich nicht hilfreich gewesen. Allerdings bleibt nun die Benachteiligung des Großhandels im Wettbewerb bestehen und somit ist die wirtschaftliche Situation für unsere Mitgliedsfirmen weiterhin angespannt.
AZ: Wie geht es mit der Phagro-Intention, die Preisverordnung zu ändern, nun weiter? Wird sie ad acta gelegt oder versuchen Sie, auf einem anderen Weg zum Ziel zu kommen und wenn ja, wie könnte dieser Weg aussehen?
Trümper: Wir werden sicherlich in der nächsten Legislaturperiode erneut das Gespräch mit der Politik und den Ministerien suchen. Denn grundsätzlich haben uns ja alle Beteiligten signalisiert, dass unser Anliegen als nachvollziehbar und berechtigt verstanden wurde und dass die Verantwortlichen eine faire Lösung anstrebten. Aber dann sind wir scheinbar mit unserem Anliegen zwischen die unterschiedlichen Interessensfronten geraten. Über die neue Vorgehensweise werden wir uns dann zunächst im Phagro-Vorstand abstimmen.
AZ: Besteht die Gefahr, dass bei einer erneuten Vorlage ebenfalls wieder zu niedrige Fixaufschläge in die Diskussion kommen?
Trümper: Diese Gefahr besteht immer, denn sowohl unsere Marktpartner als auch die Vertreter der Politik verfolgen – völlig nachvollziehbar – ihre eigenen Interessen. Aber Diskussion, Verhandlung und Kompromiss sind wesentliche Aspekte des demokratischen Gesetzgebungsprozesses und darum müssen auch wir uns diesen Anforderungen stellen. Allerdings bleibt zunächst abzuwarten, welche Regierung im Herbst gewählt wird und welche Schwerpunkte diese in der Gesundheitspolitik setzen wird.
AZ: Immerhin wird die AMG-Novelle auch etwas Positives für den Großhandel bringen: der pharmazeutische Großhandel erhält einen Belieferungsanspruch, der es verhindert, dass der Großhandel durch Direktbelieferungsmodelle von der Distributionskette ausgeschlossen wird. Sind Sie damit zufrieden?
Trümper: Dieser Belieferungsanspruch auf Basis einer Vorgabe durch die Europäische Kommission ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung für den Großhandel. Er gibt uns die Möglichkeit, mit den Herstellern über die Belieferung von höherpreisigen Medikamenten zu verhandeln und somit das Direktgeschäft ein wenig einzudämmen. Allerdings liegen auch dort gewisse Risiken, wenn wir nur mal an die Vorfinanzierung von sehr teuren Präparaten denken, für die aber die Großhandelsvergütung gedeckelt ist.
AZ: Herr Dr. Trümper, vielen Dank für das Gespräch.
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