Management

Gruppenidentität im Apothekenteam entwickeln

Die Frage nach dem "fundamentalen Zweck" beantworten

Für die Identifikation der einzelnen Apothekenmitarbeiter mit ihrer Arbeit, ihren Produkten, der Apotheke und schließlich dem Team zu sorgen, gehört zu den Königsaufgaben der Führungskraft – und das nicht ganz uneigennützig. Denn Gruppenidentität führt zu einem leistungssteigernden Zusammengehörigkeitsgefühl.

Eine Studie der AchieveGlobal GmbH, einem der weltgrößten Dienstleister für Mitarbeitertraining, Personal- und Unternehmensentwicklung, hat 2007/2008 untersucht, warum Arbeitnehmer ihre Stelle wechseln und welche Auswirkungen dies hat. Ein Ergebnis: Um die Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterloyalität ist es in Deutschland nicht zum Besten bestellt. Fehlendes Wachstum, unzureichende Vergütung und mangelhafte Wertschätzung – das sind die hauptverantwortlichen Faktoren für Mitarbeiterkündigungen. Unter dieser Fluktuation leiden die Stimmung der Mitarbeiter, das Finanzergebnis, die Mitarbeiterbeziehungen, der Wissenstransfer sowie die Qualität der Serviceleistungen.

Das bedeutet: Wer für Entwicklungsmöglichkeiten, Respekt und Wertschätzung und angemessene Vergütung sorgt, erhöht die Mitarbeiterloyalität und steigert den Identifikationsfaktor der Mitarbeiter. Und das ist der Grundstein, um zu einer Gruppenidentität zu gelangen.

Das gemeinsame Ziel

Unter der Vielzahl an Maßnahmen, die zur Bildung einer Gruppenidentität beitragen, ist vor allem das "gemeinsame Ziel" zu nennen. Ziele sind Wegweiser zum Erfolg – der Apotheker sollte den Mitarbeiterinnen daher in regelmäßig stattfindenden Meetings den ideellen, aber auch den praktischen Sinn und Zweck erläutern, den er mit seiner Apotheke verbindet.

Sicherlich spielen dabei materielle Aspekte eine Rolle. Mehr jedoch als materielle Werte bieten immaterielle Werte Orientierungshilfe. Wenn es gelingt, dass sich alle Mitarbeiter und der Apothekenleiter einem gemeinsamen Ziel verpflichtet fühlen, besteht die Möglichkeit, dass sie sich mit den Produkten und den Aufgaben, die sie täglich zu erfüllen haben, identifizieren. Dieses Ziel kann zum Beispiel darin bestehen, dem Kunden einen bestmöglichen Service zu bieten, oder dabei zu helfen, dass die Menschen Krankheiten besiegen und gesund bleiben. Das gemeinsame Ziel, die Apotheke als "Gesundheits-Haus" zu etablieren, eint die Menschen und fokussiert sie auf die Erreichung des Ziels.

Der Apotheker muss sich nicht scheuen, das gemeinsame Ziel der Apotheke in leuchtenden Farben zu beschreiben. Natürlich besteht die Gefahr, dass dies von einem Mitarbeiter als kitschig empfunden wird. Er kann gegensteuern, indem er die Mitarbeiter an der Ausformulierung der Zielsetzung beteiligt und jeden Mitarbeiter selbst festlegen lässt, was er zur Umsetzung beitragen will.

Das emotionale "Warum"

Der Mensch arbeitet motivierter und engagierter, wenn er die Frage nach dem fundamentalen Zweck seines Handelns beantworten kann: Der Berufstätige, der seine Arbeit in den Zusammenhang einer langfristigen Lebensplanung einpasst, arbeitet motivierter. Ein Volk, das weiß, dass die Reformbemühungen, die es derzeit schultert, in Zukunft durch eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und damit die Erhaltung des Wohlstandsniveaus belohnt werden, nimmt die notwendigen Entbehrungen gerne auf sich. Der Mitarbeiter, der weiß, dass er nicht nur ein Rädchen im Getriebe ist, das zu funktionieren hat, sondern dem die Bedeutung seiner Tätigkeit für das Gelingen des Ganzen bewusst ist, leistet mehr.

Wer die Sinnfrage trotz aller operativen Hektik des Alltagsgeschäfts stellt und beantwortet, hilft seinen Mitarbeitern zu erkennen, dass ihre Arbeit in einen übergeordneten Sinnzusammenhang eingebettet ist. Die "Frage nach dem Sinn" muss gestellt werden, sie muss gestellt werden dürfen, und es muss Raum vorhanden sein, sie neben und abseits des normalen Tagesgeschäfts in Ruhe reflektieren zu können.

Entscheidend ist, die Mitarbeiter zur Selbstreflexion zu bewegen – die Entwicklung einer Gruppenidentität lässt sich nicht allein durch Maßnahmen, die von außen durch den Apothekenleiter in Gang gesetzt werden, erreichen. Hier hilft ein Meeting, in dem die Mitarbeiter Fragen wie "Warum arbeite ich in der Apotheke?", "Was an meiner Tätigkeit ist für mich und an-dere Menschen sehr wichtig?" oder "Warum bin ich stolz, in und mit dieser Gruppe arbeiten zu können?" diskutieren und beantworten.

Identität stiften durch hohen Wohlfühlfaktor

Ein sonniges Betriebsklima hilft ebenfalls, eine Gruppenidentität zu schaffen. Als Merkmale eines guten Betriebsklimas gelten Teamgeist innerhalb der Belegschaft, Möglichkeit zum selbstständigen Arbeiten, Kooperationsbereitschaft von Kollegen und Anerkennung durch Vorgesetzte. Daher ist die Führungskompetenz des Apothekers mitverantwortlich für das Betriebsklima. Wer sich als Chef an Vereinbarungen hält und das Gebot der Fairness im Umgang mit Mitarbeitern beachtet, gibt ein nachahmenswertes Beispiel ab. In der Vorbildfunktion liegt das größte Potenzial, das Betriebsklima aufzuhellen, denn eine direkte Einflussnahme auf Verhaltensänderungen auf Seiten der Mitarbeiterinnen ist vor allem über das eigene Verhalten möglich.

Ein positives menschliches Miteinander lässt sich allerdings nicht anordnen, der Apotheker kann jedoch die Rahmenbedingungen dafür schaffen, indem er:

  • dafür sorgt, dass Qualifikations- und Anforderungsprofil sowie Leistungsfähigkeit und -möglichkeit bei jedem einzelnen Mitarbeiter übereinstimmen.
  • konstruktives Feedback gibt und offen mit Konflikten umgeht.
  • den Menschen im Mitarbeiter achtet und ihm Toleranz und Respekt entgegenbringt.

Informelle Wege zur Gruppenidentität

Gruppenidentität steht in einem Zusammenhang damit, ob sich ein Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, ihm die Arbeit Spaß macht, seine Tätigkeit auf seine Fähigkeiten zugeschnitten ist und er ein kollegiales Verhältnis zu den anderen Mitarbeitern und dem Apothekenleiter aufbauen kann. Auffällig häufig ist es das menschliche Miteinander zwischen Apothekenleiter und Mitarbeitern sowie zwischen den Mitarbeitern, das eine Gruppenidentität nach sich zieht. Hier liegen für den Apotheker weitere Ansatzpunkte, um den Identifikationsfaktor zu erhöhen:

  • Informelle Kommunikation gestatten: Gruppenidentität bildet sich oft außerhalb der "offiziellen" Kommunikationswege heraus – etwa in Pausengesprächen und über den "Flur-Funk". Der Apotheker sollte diese Kanäle nicht "verstopfen".
  • Stammtisch einrichten: "Institutionalisierter" und "erlaubter" Tratsch und Klatsch wirken dann positiv, wenn so die Weitergabe von Gerüchten hinter vorgehaltener Hand verhindert wird und die Dinge offen angesprochen werden.
  • Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, die zur Teamentwicklung beitragen.

Fazit: Gruppenidentität ist nicht die Folge eines Naturgesetzes – ihre "Verursacher" sind die Menschen, die in der Apotheke arbeiten.


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.