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Becker: Verantwortung rauf, Bürokratie runter
Düsseldorf (ral). Das Motto des diesjährigen Apothekertags lautet "Gesundheit braucht Verantwortung". Bei der Eröffnung der Expopharm 2009 stellte Fritz Becker, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), auch seine Rede unter dieses Motto. Er machte deutlich, dass die Apotheker gerne mehr Verantwortung bei der Arzneimittelversorgung übernehmen wollen. Er sagte aber auch, dass die Rahmenbedingungen dafür gegeben sein müssten. Eine Reduzierung des Regulierungswildwuchses und eine Präzisierung der Verantwortlichkeiten seien aus Sicht der Apotheker für eine Fortentwicklung des Arzneimittelmarktes essenziell wichtig.
"Wir wollen unsere Rolle als Heilberuf und Partner im Gesundheitswesen weiterentwickeln. Deshalb sind wir bereit, die Ärzte dort, wo es für alle Beteiligten sinnvoll ist, durch die Übernahme von Verantwortung zu entlasten", meinte Becker. Denkbar ist seiner Aussage nach in diesem Zusammenhang z.B. die Wirkstoffverordnung durch den Arzt. Die Apotheken könnten dadurch Kosteneinsparungen für die Krankenkassen erzielen und mehr Flexibilität für die Patienten ermöglichen und die Ärzte würden unabhängiger von wirtschaftlichen Zwängen. Verstärken ließen sich die Vorteile der Wirkstoffverordnung Becker zufolge, wenn sie an das Apotheker-Zielpreismodell gekoppelt würden. Er sieht darin eine Möglichkeit, um Lieferfähigkeitsschwierigkeiten und den durch die Rabattverträge in den Apotheken entstandenen bürokratischen Aufwand zu minimieren. Erste Gespräche mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung dazu seine bereits erfolgreich gewesen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir im weiteren Verlauf gemeinsame Vorschläge für eine innovative Verbesserung der Versorgung entwickeln können", meinte Becker. Vorstellbar sei neben der Wirkstoffverordnung und dem Zielpreismodell aber auch die Ergänzung des Kollektivvertrages durch einzelvertraglich vereinbarte, pharmazeutische Zusatzdienstleistungen. Becker dazu: "Um die Verantwortung der Apotheken in der Arzneimittelversorgung auszubauen, werden ABDA und DAV im Zusammenwirken mit der Bundesapothekerkammer diese Ansätze in der näheren Zukunft weiter vorantreiben."
Den Apothekenabschlag senken
Im Gegenzug für die Übernahme von mehr Verantwortung forderte Becker eine Absenkung des Apothekenabschlags. Die Erhöhung des Apothekenabschlags von 2 Euro auf 2,30 Euro im Jahr 2007 sei ein einmaliges Sonderopfer gewesen, das die Apotheken im Rahmen des GKV-WSG erbracht hätten. Es dürfe nicht als Dauerlösung missbraucht werden. "Die Leistungsgerechtigkeit und Kostenberücksichtigung, die in dem für den Abschlag maßgeblichen § 130 SGB V vorgeschrieben sind, müssen jetzt endlich umgesetzt werden", forderte Becker. Der DAV habe die zusätzliche Kostenbelastung der Apotheken – die entstandenen Personal- und Sachkosten sowie die Kosten der Rabattverträge –ausführlich dokumentiert und bei Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband über den Abschlag auch bereits einen Kompromiss erreicht. Das Verhandlungsergebnis von 1,70 Euro sei dann im Nachhinein von Seiten des GKV-Spitzenverbands jedoch wieder in Frage gestellt worden. Nun werde die Schiedsstelle in den kommenden Wochen entscheiden. Becker dazu: "Ich fordere nun eine Entscheidung, die die Apotheken endlich von den entstandenen Zusatzkosten entlastet und zudem die Erhöhung des Jahres 2007 zurücknimmt."
Kritik an AOK-Rabattverträgen
Kritik übte der DAV-Vorsitzende an den AOK-Rabattverträgen, die nur einen Rabattpartner pro Wirkstoff und Gebietslos vorsehen. Nach wie vor fordere der DAV mindestens drei Zuschläge je Wirkstoff und Gebietslos. Becker freute sich darüber, dass das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen diese Forderung mit seinem am 3. September ergangenen Urteil wieder auf eine rechtlich verbindliche Basis gestellt hat, nachdem die 2. Vergabekammer des Bundes drei Zuschläge je Wirkstoff und Gebietslos zuvor für nicht konform mit dem Vergaberecht erklärt hatte. "Drei Rabattpartner je Wirkstoff sind rechtlich zulässig", bekräftigte er. Diejenigen, die ihre Entscheidungen bislang ausschließlich an kurzfristigen Kosteneinsparungen ausgerichtet hätten, forderte Becker mit Nachdruck erneut auf, den vorhandenen, nunmehr rechtssicheren Spielraum auch zu nutzen!
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