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Gesundheitspolitik
Pro Generika beklagt Erlöserosion
"Diese enorme Summe belegt erneut eindrucksvoll, wie unverzichtbar Generika für eine hochwertige und bezahlbare Arzneimittelversorgung in Deutschland sind", erklärte Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt. Gäbe es keine Generika, müsste der einheitliche Beitragssatz bei mindestens 16,5 Prozent statt bei jetzt 15,5 Prozent liegen, betonte er. Zu bedenken sei weiterhin, dass die Einsparungen in Wirklichkeit noch höher sind – denn in den vom Marktforschungsinstitut IMS Health berechneten Daten sind die Preisnachlässe aus den Rabattverträgen nicht berücksichtigt. Im Sommer wird in diese "black box" erstmals etwas Licht einfallen. Denn die Kassen sind bereits seit dem 1. Juli 2008 verpflichtet, im Rahmen ihrer Rechnungslegung die Rabatte von Apotheken und pharmazeutischen Unternehmern getrennt voneinander zu buchen und nach den Kriterien "gesetzlich" und "vertraglich" zu unterscheiden. Welches Ergebnis dabei zutage treten wird, wird sich aber erst im Juli zeigen. Und auch dann werden lediglich die Brutto-, nicht aber die Netto-Einsparungen der Kassen durch die Rabattverträge bekannt.
Im Schraubstock
Diese für die Kassen erfreulichen Einsparungen – ohne diese könnten sie die Ausgabenzuwächse bei patentgeschützten Arzneimitteln kaum schultern – bringen die Generikahersteller immer mehr in Bedrängnis: "Wir beobachten seit längerem eine starke Erosion der Erlöse, die uns Sorge macht", erklärte Schmidt. Dafür macht er neben dem Preiswettbewerb insbesondere das Nebeneinander einer Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen, wie Festbeträgen, Herstellerabschlägen und Zuzahlungsfreistellungen einerseits und Rabattverträgen andererseits verantwortlich. Schmidt sieht die Hersteller in einen "Schraubstock aus Dirigismus und selektivem Vertragswettbewerb gespannt". Die Rahmenbedingungen dieses Vertragswettbewerbs – den Pro Generika dem Grun-de nach keinesfalls ablehnt – zwängen die Generikaindustrie in einen ruinösen Unterbietungswettbewerb. Angesichts der großen Marktmacht der AOKen könnte sich kaum ein Hersteller leisten, nicht mitzubieten – auch wenn er sich das gar nicht mehr erlauben kann.
Biosimilars in Gefahr
Die Folgen der Preis- und Erlöserosion in der Generikaindustrie zeigen sich bereits. Einige Generikahersteller – jetzt auch Ratiopharm – bauen Personal ab, andere kündigen an, ihre Produktion Zug um Zug aus Deutschland in Billigstandorte zu verlagern. Doch der Rückzug vom Standort Deutschland ist nicht alles. Auch Investitionen in generische Innovationen – etwa bei der Applikation oder Darreichungsform – oder Biosimilars stehen auf der Kippe. Schmidt sieht es kommen, dass es den Herstellern in der jetzigen Situation nur noch ums bloße Kopieren gehen wird, in Optimierung zu investieren, werde sich dagegen nicht rentieren. Besonders gut werden es sich die Hersteller überlegen, ob sie sich an weitere Biosimilars wagen, die Kassen deutlich entlasten, deren Entwicklung die Unternehmen aber im Schnitt 100 Mio. Euro kosten. "Dieses Geld will erst einmal im klassischen Geschäft mit chemisch synthetisierten Generika verdient sein", sagte Schmidt. Sollte die Gesundheitspolitik ihren Kurs nicht schleunigst in Richtung pro Generika korrigieren, gebe es für die Biosimilar-Hersteller kaum Spielräume, neue Entwicklungsprojekte anzuschieben, warnte er.
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