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Arzneimittel und Therapie
Eine Aura hinterlässt Spuren im Gehirn
Eine amerikanische Forschergruppe versuchte nun den Gründen dafür auf die Spur zu kommen. Sie berücksichtigten die Daten von ingesamt 27.519 Frauen, die bereits in den Jahren von 1992 bis 1995 erstmals untersucht und in die Studie eingeschlossen wurden. Die Frauen waren zu diesem Zeitpunkt über 45 Jahre alt und frei von kardiovaskulären Erkrankungen. 3577 Frauen (13%) litten zu Beginn der Studie an Migräne, wovon 40% angaben, sie hätten Migräne mit Aura. Die Forscher erfassten nicht-tödlichen Herzinfarkt, nicht-tödlichen Schlaganfall und Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse sowie den Migränestatus der Probandinnen. Während der fast zwölfjährigen Beobachtungszeit traten 697 kardiovaskuläre Ereignisse auf. Im Vergleich zu Frauen ohne Migräne lagen die Hazard Ratios bei Frauen mit Migräne mit Aura bei 1,93 für schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankungen, bei 1,80 für ischämische Schlaganfälle und bei 1,94 für Myokardinfarkte. Frauen die an einer Migräne ohne Aura litten, zeigten kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.
Begleitende Risikofaktoren entscheidend
Um die Ursachen des erhöhten Risikos zu eruieren, bildeten die Forscher Gruppen anhand des Framingham-Risk-Scores (≤ 1%, 2 bis 4%, 5 bis 9%, ≥ 10%), der das Risiko für das Auftreten eines kardiovaskulären Ereignisses innerhalb der nächsten zehn Jahre angibt. Interessanterweise ist der Zusammenhang zwischen Migräne mit Aura und einem erhöhten Schlaganfallrisiko bei Patientinnen mit einem geringen Framingham-Risk-Score am stärksten ausgeprägt. Für einen Schlaganfall lag das Hazard Ratio in dieser Gruppe bei 3,88, für einen Myokardinfarkt betrug es hingegen lediglich 1,29. Für Probandinnen mit einem hohen Framingham-Risk-Score zeigte sich ein genau umgekehrtes Bild. Während das Schlaganfallrisiko für Migränikerinnen mit Aura in dieser Gruppe nicht erhöht war, betrug die Hazard Ratio für Herzinfarkte 3,34. Diese Beobachtung zeigt, dass das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse bei Frauen, die unter einer Migräne mit Aura leiden, von gleichzeitig bestehenden vaskulären Risikofaktoren abhängig ist.
Vermutlich cerebrales Gefäßendothel verändert
Die Tatsache, dass Schlaganfälle bei Frauen mit niedrigem kardiovaskulärem Risiko besonders häufig sind, belegt die Annahme, dass die Endothelien der zerebralen Gefäße bei Patientinnen mit Migräne verändert sind. Die Beobachtung, dass Myokardinfarkte in der Regel mit weiteren vaskulären Risikofaktoren assoziiert sind, unterstützt die Hypothese, dass sich die Migräne nur an vorgeschädigten Gefäßen, nicht aber an gesunden Koronararterien negativ auswirkt. Da Patientinnen ohne Aura kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufwiesen, ist anzunehmen, dass insbesondere häufig wiederkehrende Auren dauerhafte Spuren am cerebralen Gefäßendothel hinterlassen, die das Auftreten ischämischer Insulte begünstigen. Allerdings ist anzumerken, dass die absolute Zahl der Ereignisse, die mit Migräne mit Aura zusammenhängen, sehr gering ist. Dennoch empfehlen die Autoren der Studie Frauen, die unter einer Migräne mit Aura leiden im Hinblick auf begleitende kardiovaskuläre Risikofaktoren zu untersuchen.
Quelle
Kurth, T ; et al.: Migraine, vascular risk, and cardiovascular events in women: prospective cohort study. BMJ 2008; 337; a636
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
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