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Interpharm 2009
Präventive und medikamentöse Maßnahmen
Ein intakter Tränenfilm hat zahlreiche physiologische Funktionen: Er bildet eine Barriere gegen Krankheitserreger, trägt zur Befeuchtung und Ernährung der Cornea bei und ist an der Reinigung des Auges beteiligt. Ein gestörter Tränenfilm beeinträchtigt nicht nur das Sehen, sondern ruft auch den Symptomkomplex des trockenen und gereizten Auges hervor. Dieser äußert sich in Beschwerden wie Fremdkörpergefühl, Juckreiz, Brennen, Rötungen des Auges, Gefühl der Trockenheit, Blendung und Müdigkeit, schleimigen Absonderungen, Schmerzen, Unbehagen, aber auch Tränenfluss aufgrund der chronischen Reizung. In schweren Fällen kann das Sehvermögen beeinträchtigt sein. Den Beschwerden liegt eine Hyperosmolarität und Instabilität des Tränenflusses zugrunde, welche durch
- Erkrankungen der Tränendrüse mit Störungen der Tränenproduktion und
- Erkrankungen der Augenoberfläche
hervorgerufen werden. Verstärkt werden die Beschwerden durch psychische Belastung, Stress, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes), Hauterkrankungen (Neurodermitis), nach einer Radio- oder Chemotherapie sowie durch Bildschirmarbeit, langes Lesen, klimatische Einflüsse und durch das Tragen von Kontaktlinsen. Ferner können Medikamente wie Betablocker, Psychopharmaka, Diuretika, Antihistaminika und vor allem lokal applizierte Sympathomimetika ("Weißmacher") sowie konservierungsmittelhaltige Externa zu einem trockenen Auge führen. Vor dem Einleiten der meist symptomatischen Therapie sollten die Beschwerden augenärztlich abgeklärt werden. Dabei werden unter anderem mithilfe der Spaltlampenbiomikroskopie Qualität und Quantität des Tränenfilms überprüft und Erkrankungen wie etwa eine Lidrandentzündung differentialdiagnostisch ausgeschlossen. Wird ein trockenes Auge festgestellt, sollte ferner geklärt werden, ob eine primäre Störung der Haupttränendrüse vorliegt oder ob andere Erkrankungen zugrunde liegen.
Behandlungsziele
Die Behandlungsziele sind Beschwerdefreiheit, Ergänzung der fehlenden Tränenfilmkomponente sowie Schutz und Prävention. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und der Art der zugrunde liegenden Störung. Bei einem Mangel an Tränenvolumen wird die Tränenflüssigkeit ersetzt oder die Tränenwirkung verstärkt. Bei gering ausgeprägten wässrig-mucinösen Störungen werden Augentropfen mit niedriger Viskosität eingesetzt, bei stärkeren Beschwerden Augentropfen mit höherer Viskosität. Liegt eine Veränderung des Lipidfilms vor, können Triglyceride eingesetzt werden. Eine Nahrungsergänzung mit Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren kann möglicherweise sinnvoll sein. In schweren Fällen, wenn eine hohe Tropfsequenz erforderlich ist, besteht die Möglichkeit einer Depotgabe. Hier wird ein Insert in den Bindehautsack eingebracht, sodass die Flüssigkeit kontinuierlich freigesetzt wird (in Deutschland nicht im Handel). Bei einer paradoxen Symptomatik wie einschießenden Tränen kann eine kurzzeitige lokale Corticoidgabe erforderlich sein.
pj
Hinweise für die Praxis
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