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Alexander von Humboldt † 1859

Von langer Hand haben Verlage, Museen und naturwissenschaftliche Institute das Darwin-Jahr 2009 vorbereitet und inszeniert. Ein anderer Wissenschaftler, der in diesem Jahr ebenfalls mit einem Jubiläum aufwartet, wäre dabei fast übersehen worden: Alexander von Humboldt (1769 – 1859).

Während Charles Darwin (1809 – 1882) als Schöpfer der Evolutionstheorie heute noch aktuell und auch dem Laien ein Begriff ist, kann sich Humboldt keiner solchen Nachwirkung erfreuen. Viele, die Kehlmanns "Die Vermessung der Welt" gelesen haben, halten ihn für einen Besessenen, der seinen ganzen Lebenszweck darin sah, Entdeckungen zu machen und Berechnungen anzustellen. Diese Überzeichnung eines wesentlichen Aspekts in Humboldts Biographie wird aber seiner Persönlichkeit nicht gerecht.

Humboldt repräsentiert eine Periode der Wissenschaftsgeschichte, in der es wichtig schien, alle naturkundlichen Erkenntnisse in ein ganzheitliches Weltbild einzufügen. In diesem Sinne sah er seinen vierbändigen "Kosmos" (1845 – 1862) als die Krönung seines Lebenswerkes an. Er verkörperte – wohl als letzter Vertreter – die universale Naturwissenschaft, die schon im frühen 19. Jahrhundert den vielen Naturwissenschaften weichen musste, die gerade aufgrund ihrer Spezialisierung so erfolgreich waren. Dafür ist die Evolutionstheorie ein gutes Beispiel: Sie gilt in der Biologie, nicht aber in der Physik oder Chemie.

Es ist jedoch nicht schwer, von Darwin eine Brücke zu Humboldt zu schlagen. Als Darwin sich auf seine Forschungsreise um die Welt begab, nahm er Humboldts Buch "Reise in die Äquinoktialgegenden des Neuen Kontinents" mit. Seine Begeisterung für Humboldt spricht aus folgenden Zitaten: "Er war der größte reisende Wissenschaftler, der jemals gelebt hat." Und später: "Ich habe ihn immer bewundert; jetzt bete ich ihn an."

In seiner Jugendzeit stand Humboldt im Schatten seines zwei Jahre älteren Bruders Wilhelm, der später als preußischer Diplomat und Erziehungsminister Karriere machte; zudem irritierte er seine adelige Umgebung, indem er aus Interesse an praktischer Naturforschung an die Bergakademie in Freiberg ging, anstatt Jura und Staatswissenschaften zu studieren. Zwar wurde Humboldt dann preußischer Bergrat, er gab diese Stellung aber wieder auf, nachdem seine Eltern gestorben waren und ihm ein reiches Erbe hinterlassen hatten. Damit finanzierte er sowohl seine Reise nach Lateinamerika als auch die Auswertung und Publikation seiner Forschungsergebnisse. Erst als sein Vermögen nahezu aufgebraucht war, zog er 1827 an den Königshof in Berlin, wo er bis an sein Lebensende eine ansehnliche Pension erhielt.

Humboldt war keineswegs ein weltfremder Gelehrter, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätte. Als Präsident der 7. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 1828 in Berlin regte er an, nicht nur Plenarvorträge, sondern auch Fachvorträge in einzelnen Sektionen zu veranstalten. Die Sektionen, die sich daraufhin bildeten, waren die Vorläufer der naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften. Zudem erkannte Humboldt junge Talente und nutzte seinen Einfluss, um sie zu fördern. So verschaffte er Justus Liebig 1824 eine außerordentliche Professur für Chemie in Gießen.

Eine der letzten Taten Humboldts zeugt von seinem Humanismus. Er hat wesentlich dafür gesorgt, dass Preußen 1857 folgendes Gesetz erließ: "Jeder Sklave, der Preußen betritt, ist frei." cae

Literaturtipp

Alexander von Humboldt hat als reisender Naturforscher Weltruhm erlangt. Seit Daniel Kehlmanns Bestseller "Die Vermessung der Welt" ist er wieder im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit präsent. In der vorliegenden rororo-Monographie schildert Apotheker Dr. Thomas Richter wichtige Ereignisse im Leben Humboldts und würdigt seine wissenschaftlichen Leistungen, insbesondere das monumentale Werk "Kosmos".
Thomas Richter
Alexander von Humboldt
rororo Taschenbuch, 160 S., zahlr. Abb., 8,95 Euro
ISBN 978-3-499-50712-0
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