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Rauchen für die Krankenkasse?
"Die Obama-Regierung will das US-amerikanische Gesundheitssystem gründlich erneuern und die Versicherungsbranche soll eine große Rolle dabei spielen", so die Studienautoren. Doch Versicherungsunternehmen seien, wie alle Unternehmen, primär an Profit interessiert. Diese Tatsache kompromittiere jeglichen Plan für ein neues Gesundheitssystem, der die Versicherer einschließt. "Ihr finanzielles Engagement in der Tabakindustrie macht jeglichen Zweifel daran zunichte, dass den Firmen der Profit wichtiger ist als die Gesundheit", konstatieren die Forscher von der Harvard-Universität.
Die Zahlen geben ihnen recht: Der britische Versicherer Prudential hält demnach Aktien von Imperial Tabacco und British Amercian Tabacco im Wert von insgesamt fast 1,4 Milliarden Dollar. Die Anteile des Konkurrenten Standart Life an den genannten Tabakfirmen summieren sich immerhin noch auf knapp 950 Millionen. Eindrucksvoll auch das Tabakportfolio des kanadischen Versicherungskonzerns Sun Life im Wert von insgesamt über einer Milliarde Dollar, wobei Philip-Morris-Aktien mit knapp 900 Millionen den Löwenanteil ausmachen. Die US-Versicherer MassMutual, Prudential Financial, Northwestern Mutual und New York Life halten immerhin noch Tabak-Aktien für rund 585, 265, 235 und 13 Millionen. Insgesamt summiert sich das Engagement der untersuchten Branchenriesen auf über 4,4 Milliarden Doller, das entspricht etwa 3,1 Milliarden Euro.
Zusammengetragen wurden die Zahlen aus der Osiris-Datenbank, einer umfassenden Datenbank mit Informationen über Börsenunternehmen, Banken und Versicherungsgesellschaften aus aller Welt. Die meisten in der Studie untersuchten Versicherer haben die Vorwürfe unmittelbar zurückgewiesen, nur Prudential Financial bestätigte die Zahl gegenüber dem US-Magazin Time als "einigermaßen genau". Sun Life, Northwestern Mutual und MassMutual bestätigten zwar Beteiligungen an Tabakfirmen, die Summen wären allerdings erheblich geringer. Doch die drei Mediziner haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass ihre Vorwürfe durchaus fundiert und berechtigt sind: Schon im Jahre 1995 kamen sie in einer Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen, die damals von den betroffenen Unternehmen ebenfalls vehement bestritten wurden, sich letztlich aber als richtig erwiesen.
"Obwohl Investitionen in die Tabakindustrie für Anbieter von Lebens- oder Krankenversicherungen auf den ersten Blick selbstzerstörerisch erscheinen, haben die Unternehmen einen Weg gefunden, von beidem zu profitieren", fassen die Autoren das Phänomen zusammen, "die Versicherer gewinnen und die Raucher verlieren und das in beiden Fällen doppelt."
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