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Necdet Kalipcioglu

Der 38-jährige Apotheker Necdet Kalipcioglu in Frankfurt/Main ist seit drei Jahren bei ADEXA im Landesvorstand aktiv. Er setzt sich besonders für die Tarifpolitik und die Solidarität der Apothekenangestellten ein. Mit Blick auf die Zukunft der öffentlichen Apotheken fordert er Maßnahmen zur Qualitätssicherung.
Necdet Kalipcioglu

Dass Karrierepfade nicht immer linear laufen müssen, zeigt auch Necdet Kalipcioglus Vita: Sein Weg führte von der Hauptschule über die Wirtschaftsschule zum Wirtschaftsgymnasium. "Ich wollte eigentlich Medizin studieren und nutzte die Wartezeit auf einen Studienplatz mit einer Ausbildung als Chemielaborant. Dort wurde mein Interesse am Pharmaziestudium geweckt."

Seit 2003 ist Kalipcioglu Mitglied bei ADEXA. Als seine jetzige Frau, selbst Apothekerin und Mitglied bei der Apothekengewerkschaft, ihm Informationsmaterial gegeben hatte, entschloss er sich, der Interessenvertretung beizutreten und selbst aktiv zu werden. Mittlerweile ist er Vorsitzender der Landesgruppe Hessen und sucht aktive Kolleginnen und Kollegen, um regionale Angebote weiter auszubauen: "Dazu kann ich aus eigener Erfahrung nur raten – die ehrenamtliche Arbeit ist eine Bereicherung."

Wichtiger denn je: Gewerkschaften

"Angestellte, die glauben, eine Vertretung ihrer Interessen wäre heutzutage nicht mehr nötig, irren sich gewaltig", betont Kalipcioglu. Mehr als je zuvor ist eine professionell geführte Gewerkschaft entscheidend für Tarifverhandlungen und für die politische Lobbyarbeit, gilt es doch, Rahmenbedingungen für die gesamte Branche abzustecken. "In den berufspolitischen Gremien findet aber nur Gehör, wer den entsprechenden Rückhalt von der Basis hat", weiß Kalipcioglu, der selbst in der Tarifkommission der Apothekengewerkschaft mitarbeitet. Gerade eine Branchengewerkschaft wie ADEXA kann hier punkten. Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bewertet er den Tarifabschluss vom März als "wirklich angemessen und vernünftig, eine Zielsetzung, die ADEXA bei allen Verhandlungen auch stets im Auge hat".

Zukunft der Apotheken: Qualität und Seriosität

Für Arbeitgeber und Angestellte entstand durch das EuGH-Urteil mehr Planungssicherheit. "Jetzt ist es an uns, die Qualität bestehender Strukturen unter Beweis zu stellen", unterstreicht Kalipcioglu. "Ich denke, dass dieses Urteil zwar im Schatten der internationalen Finanzkrise fiel. Wir haben aber bei anderen Ländern gesehen, wohin die uneingeschränkte Deregulation des Gesundheitssystems führen kann. Eine sensible Branche darf nicht sich selbst überlassen werden."

Aber auch die Apotheken müssen individuell mehr zur Qualitätssteigerung der Gesundheitsdienstleistungen beitragen. Gerade das Produktsortiment gibt Anlass zur Sorge: "Es ist kaum zu übersehen, welche dubiosen Präparate insbesondere in manchen größeren Apotheken angeboten werden. Das sorgsam gepflegte Image der seriösen Anlaufstelle für alle Fragen rund um Gesundheit und Pharmakotherapie wird damit gefährdet." Aber ehrliche Beratung erfordert Mut und Wissen, sei es, um Kunden von einem Produkt abzuraten, Alternativen aufzuzeigen oder um die Inhalte des Beipackzettels zu vermitteln. Denn Ehrlichkeit schafft die beste Vertrauensbasis, und Angestellte müssen entsprechend kommunizieren können. "Es würde sicher nicht schaden, wenn gewisse Fortbildungsinhalte zur Pflicht würden – nur so ist eine flächendeckende hohe Beratungsqualität zu gewährleisten", meint Kalipcioglu. Ein Bonussystem für motivierte Angestellte gehört aber mit dazu: Die Grundlagen zur leistungsorientierten Bezahlung hat ADEXA bereits mit der TGL Nordrhein festgelegt. Die konkreten Kriterien werden zurzeit ausgearbeitet und in Kürze der Tarifkommission zur Abstimmung vorgelegt.

"21.600 Pick-up-Points"

Von den Parallelvertriebswegen für Arzneimittel über Drogerien oder Tankstellen hält Kalipcioglu nichts: "Wir haben in Deutschland rund 21.600 hervorragende ‚Pick-up-Points‘, nämlich öffentliche Apotheken." Eine große Zahl an Präparaten ist sofort verfügbar oder kann innerhalb kürzester Zeit geliefert werden, und die Öffnungszeiten der meisten Apotheken erlauben die Abholung bestellter Arzneimittel von morgens bis abends.

Bei der Debatte um die Apothekenpflicht von OTC-Arzneimitteln laufe man Gefahr, die Fehler anderer Länder zu kopieren. So ist zum Beispiel die Zahl der Todesfälle in den USA wegen unkontrollierter Einnahme von Arzneimitteln unverhältnismäßig hoch.* Kalipcioglu: "Gute Beratung kann eben durch nichts ersetzt werden – und das ist das Kapital von uns Apothekenangestellten."

Michael van den Heuvel

* Quelle: www.welt.de/welt_print/article2258002/Tod-durch-falsch-eingenommene-Medikamente.html

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