Aus Kammern und Verbänden

Schwerpunkt: Neurologische Erkrankungen

Die siebten Bregenzer Grenzgespräche befassten sich mit neurologischen Erkrankungen, die aus medizinischer, psychiatrischer, phytotherapeutischer, homöopathischer und anthroposophischer Sichtweise betrachtet wurden. Die von dem Schweizerischen Apothekerverband pharmaSuisse, der Österreichischen Apothekerkammer, der Bayerischen Landesapothekerkammer und der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg organisierte Veranstaltung fand am 4. und 5. Juli in Bregenz statt und wurde von rund 240 Teilnehmern besucht.
Alle zwei Jahre bilden sich Apotheker in Bregenz über alternative Therapien fort.
Foto: Jungmayr

Die Bezeichnung Bregenzer Grenzgespräche steht zum einen für die geographische Lage des Veranstaltungsortes im Dreiländereck Deutschland, Österreich und Schweiz und zum andern für das Spektrum der Vorträge, das schulmedizinische Ansätze durch alternativen Heilmethoden ergänzt. So wurden konventionelle und alternative Aspekte bei der Therapie psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen diskutiert und grenzübergreifende Erfahrungen ausgetauscht.

Einleitend erläuterte Dr. Franz Riedl, Bregenz, die medizinischen Grundlagen neurologischer Erkrankungen. Ein besseres Verständnis neurobiologischer Vorgänge ermöglicht in einigen Fällen eine effektive Behandlung, allerdings können zahlreiche neurologische Defekte nicht reversibel gemacht werden, und kurative Therapien sind selten möglich.

Qualitätsunterschiede bei Hypericum und Ginkgo

In einem weiteren Vortrag ging Prof. Dr. Theo Dingermann, Frankfurt, auf den rationalen Einsatz von Phytopharmaka ein. Für die Wirksamkeit von Johanniskraut- und Ginkgo-biloba-haltigen Arzneimitteln liegen aussagekräftige Studien vor, allerdings muss das eingesetzte Mittel mit pharmazeutischem Sachverstand ausgewählt werden. Vor allem bei Johanniskraut-Präparaten sind enorme Qualitätsunterschiede auszumachen. Dingermann warnte vor der Abgabe von Produkten mit dem Hinweis "traditionell angewandt bei", da deren Wirkstoffgehalt zu gering ist und ihr Einsatz aus medizinischen und ethischen Gründen abzulehnen ist.

Homöopathie lege artis

In Vorträgen zur Homöopathie erläuterten Dr. Ulf Riker, München, und Dr. Markus Wiesenauer, Weinstadt, das Vorgehen bei der konstitutionellen Lege-artis-Therapie. Diese richtet sich nicht nur nach einem Zielsymptom, sondern berücksichtigt Geistes- und Gemütssymptome, allgemeine körperliche Phänomene, Konstitutionsmerkmale, die aktuelle Krankheit sowie deren Entwicklung und Verlauf. Ein sorgfältig ausgewähltes homöopathisches Mittel sollte dem gesamten Symptomkomplex entsprechen. Wiesenauer beschrieb einige Homöopathika, die im Rahmen der Selbstmedikation bei neurologischen Erkrankungen wie etwa Herpes zoster, Kopfschmerz, Krämpfen oder neuralgischen Schmerzen eingesetzt werden können.

"Aus einem ausgebrannten Menschen entsteht kein gesundes Individuum mehr." Prof. Dr. Volker Faust

Dem Burnout-Syndrom rechtzeitig vorbeugen

Mit dem Thema Burnout befassten sich Dr. Germar Büngener, Friedrichshafen, der in seinen Ausführungen zur anthroposophischen Medizin auf Aspekte der Krankheitsentwicklung und auf mögliche Therapien einging, und Prof. Dr. Volker Faust, Ravensburg, der das Burnout-Syndrom differenziert beschrieb und die Erkrankung unter gesellschaftlichen und psychiatrischen Gesichtspunkten betrachtete.

Beide Referenten betonten, dass nur bei einem rechtzeitigen Erkennen der Erkrankung präventive Maßnahmen eingeleitet werden können, denn "aus einem ausgebrannten Menschen wird kein gesundes Individuum mehr entstehen", so Faust.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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