Selbstmedikation

Das Burnout-Syndrom – ein Schwelbrand der Gesellschaft

Erschöpft – verbittert – ausgebrannt; so charakterisierte Prof. Dr. Volker Faust bei den Bregenzer Grenzgesprächen den typischen Verlauf eines Burnout-Syndroms. Da dem ausgebrannten Individuum nur schwer zu helfen ist, stehen Prävention und eine damit verknüpfte gesunde Lebensführung im Vordergrund.

Das Burnout-Syndrom ist Faust zufolge keine Erscheinung der heutigen Zeit und Bezeichnungen wie Eliasmüdigkeit, Neurasthenie, Psychasthenie, Betriebsneurose, Managerkrankheit, chronisch nervöser Erschöpfungszustand, Helfersyndrom oder Sinn- und Schaffenskrise spiegeln die unterschiedliche Einschätzung und Wertung eines Leidens wider, das – obwohl seit langem bekannt – schwer zu definieren und differentialdiagnostisch schwierig zu fassen ist. Erst 1974 wurde der Begriff des Burnout-Syndroms eingeführt, allerdings ist die Definition bis heute schwammig und eine Abgrenzung gegenüber anderen psychischen Erkrankungen nicht immer einfach. Hinzu kommt die Tatsache, dass ein vermeintliches Burnout-Syndrom instrumentalisiert wird, um die Gesellschaft anzuklagen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Demzufolge sind "Trittbrettfahrer" von ernsthaft Erkrankten abzugrenzen. Letztere können in zwei Gruppen eingeteilt werden, die einen können Forderungen von außen nicht ablehnen ("Verschlissene"), die anderen stellen an sich selbst hohe, nicht zu verwirklichende Ansprüche ("Selbstverbrenner").

Burnout kann jeden treffen

Entgegen der früher verbreiteten Ansicht, ein Burnout-Syndrom trete vor allem bei Angehörigen helfender Berufe auf, trifft die Erkrankung Vertreter aller Gruppen, in zunehmendem Ausmaß auch Hausfrauen, die sich bei der Pflege von Angehörigen nicht abgrenzen können. Die Gründe für das Auftreten eines Burnout-Syndroms sind vielfältig; eine wichtige Rolle spielt dabei die Arbeitswelt. Faust führte hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, schlechte Arbeitsbedingen, ein bedrückendes Betriebsklima, das Fehlen tragfähiger Arbeitsbeziehungen, wachsende Verantwortung, Geringschätzung der Arbeit, die wachsende Komplexizität der Arbeitsabläufe, Hierarchieprobleme, Mobbing, Angst vor Arbeitsplatzverlust und steigende Anforderungen auf.

Am Beginn der Erkrankung sind keine negativen Zeichen wahrnehmbar; der Betroffene erscheint im Gegenteil positiv, aktiv, dynamisch, zupackend und überengagiert. Hinzu kommt der subjektive Eindruck der Unentbehrlichkeit und eine Beschränkung zwischenmenschlicher Kontakte, um mehr Zeit für die eigene Tätigkeit zu gewinnen. Mit zunehmendem Überengagement schmilzt die eigene Kreativität und die kognitive Leistungsfähigkeit nimmt ab. Es zeigen sich Stimmungslabilitäten, psychosomatische und organische Störungen sowie Leistungseinbußen und eine verminderte Belastbarkeit. Die körperlichen, geistigen und emotionalen Reserven sind erschöpft und der Betroffene wird reizbar, unsicher, gleichgültig und misstrauisch. Ein alarmierendes Zeichen ist der Verlust an Humor und das Entwickeln einer zynischen und sarkastischen Lebenssicht. Es kommt zu einer seelischen Verhärtung und das Gemütsleben verflacht. In diese Zeitspanne treten vermehrt organische Beschwerden und Schlafstörungen auf, die meist selbst – erfolglos – therapiert werden.

Präventive Maßnahmen ergreifen

Leidet der Betroffene an einem ausgeprägten Burnout-Syndrom, ist die Rückkehr zu einem normalen Alltagsleben schwierig. Sie kann durch Gesprächstherapien erleichtert werden, um dem Patienten zu einer neuen Orientierung zu verhelfen und andere Lebensziele zu suchen. Wichtig ist eine gesunde Lebensführung wie ausreichend Schlaf und tägliche Bewegung, das Meiden von Nicotin, den Genuss von Alkohol und Coffein nur in geringen Mengen und eine gesunde Ernährung. Das Wichtigste ist jedoch die Prävention und das rechtzeitige Erlernen vorbeugender Maßnahmen wie Entspannungstechniken, die Pflege freundschaftlicher Kontakte und der Aufbau eines sozialen Netzes.

 

Quelle

Prof. Dr. Volker Faust, Ravensburg: Burnout: erschöpft – verbittert – ausgebrannt. Erkennen – Verstehen – Verhüten. Bregenzer Grenzgespräche, 5. Juli 2009.

Dr. Germar Büngener, Friedrichshafen: Die Behandlung neurologischer Erkrankungen und des Burnout-Syndroms aus anthroposophisch orientierter Sicht. Bregenzer Grenzgespräche, 4. Juli 2009. 

 

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

 

Anthroposophischer Therapieansatz

Die anthroposophische Medizin berücksichtigt bei der Suche nach einem geeigneten Arzneimittel
  • die Dreigliederung des Menschen (Kopfpol – Ruhebereich; mittlerer Mensch – Rhythmusbereich; Bauch/Bein – Bewegungsbereich)
  • die vier Naturreiche (Persönlichkeit – Mensch; Empfindungsbereich – Tierreich; Lebensbereich – Pflanzenreich; physischer Bereich - Mineralreich),
  • die pharmazeutische Verarbeitung (Spiegelbildung, Veraschung, Dekokt, kalter Pflanzenauszug) sowie
  • die Anwendungsform (äußerlich, oral, subkutan)
Beim Vorliegen eines Burnout-Syndroms ist Dr. Germar Büngener, Friedrichshafen, zufolge die äußerliche Anwendung eines Moor-Lavendel-Kastanien-Bades denkbar. Der Mooranteil dient als Schutzhülle für den Betroffenen und vermittelt ein Gefühl der Heimat und Sicherheit. Lavendel sorgt für die notwendige Wärme und die Kastanie hilft bei der Abgrenzung. Zur innerlichen Anwendung ist die Gabe von Aurum, Apis regina oder Eisen denkbar.

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