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Sogar die Labormäuse sind männlich

Medikamente werden immer noch überwiegend am männlichen Organismus entwickelt. Frauen sind dadurch benachteiligt. Auch bleibt Potenzial für die Entwicklung neuer Substanzen ungenutzt.

Man weiß heute, dass viele Arzneimittel im Stoffwechsel von Frauen und Männern unterschiedlich wirken. So bessert Digitalis z. B. bei Männern eine chronische Herzinsuffizienz, führt bei Frauen aber zu einer höheren Sterblichkeit. Auch treffen Nebenwirkungen die Geschlechter nicht in der gleichen Form. Sie treten im Durchschnitt bei Frauen 1,5-mal häufiger auf als bei Männern. "Klinische Studien werden aber immer noch meist an jungen Männern durchgeführt", moniert Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung an der Berliner Charité. "Schon die Labortests nehmen Forscher an jungen männlichen Mäusen vor." Die Entwicklung von Substanzen vor allem am männlichen Organismus habe zweierlei unerwünschte Folgen: "Zum einen wissen wir nicht, wie die Stoffe den Krankheitsverlauf bei Frauen beeinflussen und welche Nebenwirkungen bei ihnen auftreten können. Zum anderen können wir nicht sagen, welche alternative Intervention zu einer Verbesserung geführt hätte". Womöglich bleibe ein großes Potenzial für die Entwicklung besserer Substanzen ungenutzt, so die Kardiologin.

Nicht nur in der Arzneimittelentwicklung, auch in der Diagnose und Therapie bleiben geschlechtsspezifische Aspekte oft außen vor. Dabei ist evident, dass Frauen und Männer unterschiedlich häufig an bestimmten Krankheiten leiden. So sind Frauen später als Männer von Infarkten betroffen, und die Symptome des Myokardinfarkts weichen von der männlichen Symptomatik ab. Ärzte und Pharmazeuten müssen also auf allen Feldern der Medizin das Geschlecht der Patienten berücksichtigen lernen. rs


Quelle: 115. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), Pressekonferenz am 21.4.2009, Wiesbaden.

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