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- DAZ 32/2009
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ADEXA Info
Elfriede Hoffmann
Eine der zahlreichen Gesundheitsreformen in den 80er Jahren – schon damals waren Sorgen um die Arbeitsplätze und um Gehaltseinbußen in Apotheken wichtige Themen – weckten den Wunsch, sich der Apothekengewerkschaft anzuschließen. "Es begann mit einem Leserbrief der damaligen BVA-Vorsitzenden Magdalene Linz in der DAZ", erzählt Hoffmann. Von der Gewerkschaftsarbeit begeistert, kandidierte sie für den Landesvorstand in Baden-Württemberg – zuerst kommissarisch, schließlich regulär: "Ich wollte sicherstellen, dass mein Bundesland eine eigene regionale Vertretung hat." Das war damals keineswegs selbstverständlich: Das Saarland wurde etwa von der Landesgruppe Bayern vertreten.
"Rundum-Sorglos-Paket für Angestellte"
Andere Zeiten, andere Themen: Heute plant die Landesgruppe Baden-Württemberg, zusammen mit der ADEXA Wissenswerkstatt gezielt Fortbildungslücken zu schließen. "Zwar gibt es in meinem Bundesland etliche Angebote", so Hoffmann. Mit interessanten Themen könne man aber nach wie vor punkten, auch in Hinsicht auf die leistungsorientierte Bezahlung. Zur Umsetzung haben die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) und ADEXA eine Form des leistungsabhängigen Entgelts in den aktuellen Tarifvertrag implementiert. "Dem Kammerbezirk kommt damit bundesweit eine Vorreiterrolle zu." Man könne später bundesweit von den Erfahrungen profitieren. Fachapotheker-Weiterbildungen sollten ebenfalls in die Überlegungen zu LOB mit einbezogen werden: "Die Kurse sind teuer, bringen aber viel. Wenn Approbierte Freizeit und Geld in die Weiterbildung investieren, dann ist das auch zu honorieren – Leistung muss sich schließlich auch lohnen."
Den aktuellen Tarifabschluss mit dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) bewertet Elfriede Hoffmann als tragfähigen Kompromiss: "Tarifverträge fallen nicht vom Himmel, sondern erfordern harte Verhandlungen und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten." Und Tarife gelten bekanntlich nur für ADEXA-Mitglieder, vorausgesetzt, der Arbeitgeber ist im ADA oder in der TGL organisiert. Und neue Mitglieder sind gern gesehen: "Wir intensivieren unsere Kontakte zu PKA-Schulen, PTA-Fachschulen und zu Pharmaziepraktikanten", betont die Apothekerin. Neben der Tarifbindung überzeugen vor allem die Rechtsberatung und ‑vertretung im Arbeitsrecht und die berufspolitischen Informationen: "Ein Rundum-Sorglos-Paket für Angestellte".
"Vielen Apothekern fehlt das Selbstbewusstsein"
Der Europäische Gerichtshof hatte das deutsche Fremdbesitzverbot in einem Grundsatzurteil bestätigt. Damit scheinen aber nicht alle Knackpunkte vom Tisch zu sein: "Konstrukte wie Pick-up-Stellen werden von interessierten Kreisen weiter entwickelt", ist sich Elfriede Hoffmann sicher. "Vielen Apothekern fehlt das nötige Selbstbewusstsein, zu kommunizieren, dass sie einen unersetzlichen Beitrag zur Arzneimittelversorgung leisten." Das erklärt auch die Diskrepanzen in der öffentlichen Wahrnehmung: "Während bei repräsentativen Umfragen zum Vertrauen in der Bevölkerung Apotheken immer auf den ersten Plätzen landen, picken sich die Medien schwarze Schafe heraus, um dann die ganze Branche an den Pranger zu stellen." Vielmehr sei es jetzt an der Zeit, mit kritischen Themen offensiv umzugehen, Stichwort Rabattverträge bzw. aut idem. Hoffmann: "Welche Probleme dadurch für die Apothekenmitarbeiter entstehen, weiß kaum ein Patient."
AM-Sicherheit: "Die Apothekenpflicht macht Sinn"
Zweifelhafte Online-Apotheken stellen immer noch das größte Sicherheitsrisiko dar. Sie dienen aber nicht nur als Einfallstor für gefälschte Arzneimittel: "Viel schlimmer ist die Trivialisierung potenter Arzneistoffe", betont Elfriede Hoffmann. "Die Apothekenpflicht macht Sinn." Das hat etwa die hohe Rate der Suizide und Suizidversuche mit freiverkäuflichen Paracetamolpräparaten in den USA gezeigt. Auf der anderen Seite konnte in Deutschland der Missbrauch von Laxanzien stark reduziert werden, seitdem diese – bereits vor etlichen Jahren – apothekenpflichtig wurden. Hoffmann: "Die Hemmschwelle ist einfach höher: Selbst Kunden, die ihre Abführmittel in drei Apotheken kaufen und überall die gleichen Tipps und Warnungen mit auf den Weg bekommen, denken oftmals um und bewerten ihr Verhalten kritisch."
Michael van den Heuvel
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