Arzneimittel und Therapie

Vandetanib hemmt zwei Rezeptortypen gleichzeitig

Während der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology wurde eine neue, zielgerichtete Substanz vorgestellt, die sich in der Entwicklung befindet und die eine gute Wirksamkeit beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) in der Zweit-Linien-Therapie aufweisen konnte: Es konnte gezeigt werden, dass Vandetanib (Zactima®), wenn es einer Docetaxel-Therapie hinzugefügt wird, das progressionsfreie Überleben von Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom verlängert.
Vandetanib ist die erste Substanz, die gleichzeitig sowohl die Rezeptoren des epidermalen Wachstumsfaktors als auch des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors hemmt, der die Gefäßneubildung fördert.

Das Bronchialkarzinom ist eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des Menschen. Nachgewiesenermaßen die Hauptursache ist das inhalative Tabakrauchen. Daneben gibt es einige Stoffe, die den Tumor auslösen können, beispielsweise Asbest oder Chrom. Die Heilungsrate des Bronchialkarzinoms ist immer noch sehr schlecht und liegt bei einer Fünf-Jahres-Überlebensrate unter 10%. Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom macht 80% aller Lungenkarzinome aus und wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Im Stadium IIIb und IV ist eine platinhaltige Chemotherapie (Cisplatin oder Carboplatin) etabliert, meist als Zweifachkombination mit z. B. Paclitaxel, Docetaxel oder Gemcitabin. In der Zweit-Linien-Therapie kommen bislang Docetaxel, Pemetrexed oder der Tyrosinkinaseinhibitor Erlotinib zum Einsatz.

Hemmung der Angiogenese

Der neue Wirkstoff Vandetanib wird oral verabreicht und zielt gleichzeitig auf zwei Rezeptoren, die bei NSCLC eine Rolle spielen: Er hemmt selektiv die Rezeptoren des vascular endothelian growth factor (VEGF), der die Gefäßneubildung zum Tumor fördert, und des endothelian growth factor (EGF). Diese Rezeptoren werden einzeln schon von anderen Arzneimitteln angegriffen, aber Vandetanib ist der erste Arzneistoff, der beide gleichzeitig inhibiert. In der Studie wurden 1391 Patienten, die zuvor bereits mit einer Chemotherapie behandelt worden waren, randomisiert und bekamen entweder Docetaxel plus Vandetanib oder Docetaxel plus Placebo. Nach einem medianen Follow-up von 12,8 Monaten zeigte sich im Vandetanib-Arm im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine 21%-ige Reduktion des Risikos eine Krankheitsprogression zu erfahren. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 17,3 Wochen in der Vandetanib-Gruppe und nur 14 Wochen im Kontrollarm. Auch die Ansprechraten waren signifikant besser im Vandetanib-Arm: 17% vs. 10%, p > 0,001). Im Hinblick auf das Zielkriterium Gesamtüberleben zeigte sich ein positiver Trend zugunsten des Vandetanib-Arms (10,6 vs. 10,0 Monate), der allerdings keine statistische Signifikanz erreichte. Bemerkenswert war auch, dass sich krankheitsbedingte Symptome wie Husten, Gewichtsverlust und Atembeschwerden in der Vandetanib-Gruppe weniger schnell verschlechterten als in der Kontroll-Gruppe. Einige Toxizitäten traten verstärkt im Vandetanib-Arm auf, wie z. B. Diarrhö (42% vs. 33%), Ausschlag der Haut (42% vs. 24%) und Anämie. Andere Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Anämie wiederum kamen häufiger im Docetaxel plus Placebo-Arm vor. Vom Diskutanten Martin Edelman wurde besonders deshalb Kritik an der Studie geübt, weil es keinen signifikanten Unterschied im Hinblick auf das Gesamtüberleben gegeben habe. Es könne durchaus sein, dass das Tumorwachstum bei bestimmten Patienten durch diese Substanz verlangsamt werde, aber andererseits würden sicher einige Patienten auch umsonst diese Therapie erhalten. Insofern müsse nach Edelmans Meinung die spezifische Population, die für diese Therapie besonders geeignet sei, zunächst noch näher identifiziert werden, bevor ein breitflächiger Einsatz empfohlen werden könne.

 

Quelle

Herbst, R.S.; et al.: Vandetanib plus docetaxel versus docetaxel as 2nd-line treatment for patients with advanced non-small-cell lung cancer: A randomized, double-blind phase III trial (ZODIAC). Proceed Am Soc Clin Oncol 2009, abstr. CRA8003.

 

 

Apothekerin Dr. Annette Junker

 

 

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