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- DAZ 32/2009
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Arzneimittel und Therapie
Verkürzung der Behandlungsdauer durch Moxifloxacin?
In den 1950er-Jahren, als die Therapie noch 18 bis 24 Monate dauerte, beendete fast ein Viertel der Patienten die Therapie vorzeitig. Deutlich bessere Heilungsraten wurden erst in den 1970er- und 1980er-Jahren erzielt, als die Therapie auf sechs Monate verkürzt wurde.
Moxifloxacin als Kombinationstherapie getestet
Um die antibakterielle Wirksamkeit verschiedener Arzneistoffe miteinander zu vergleichen, führte ein brasilianisches Forscherteam eine doppelblinde randomisierte Phase-II-Studie an insgesamt 170 Probanden durch, deren Sputum einen positiven Tuberkulosenachweis ergeben hatte. Alle Studienteilnehmer erhielten eine Standardmedikation bestehend aus Isoniazid (300 mg), Rifampicin (450 mg bis 600 mg je nach Körpergewicht) sowie Pyrazinamid (20 bis 25 mg/kg Körpergewicht). Darüber hinaus wurde den Patienten acht Wochen lang an fünf Tagen pro Woche entweder 400 mg Moxifloxacin oder 15 bis 20 mg/kg Körpergewicht Ethambutol verabreicht. Primärer Endpunkt der Studie war die Anzahl der Patienten, deren Sputum nach acht Wochen einen negativen Nachweis auf Mycobacterium tuberculosis ergab.
Ethambutol in Frühphase unterlegen
Insgesamt wurden 74 Probanden der Moxifloxacin- und 72 Probanden der Ethambutol-Gruppe in die Studienauswertung einbezogen. Nach acht Wochen standen allerdings nur von 125 Patienten auswertbare Daten zur Verfügung (64 im Moxifloxacin- und 61 im Ethambutol-Arm). Der Hauptgrund hierfür waren Verunreinigungen der Sputumkulturen. Probanden mit fehlenden Daten wurden als Therapieversager gewertet. Nach acht Wochen erbrachte der Mycobakterien-Nachweis im Sputum bei 59 von 74 Patienten (80%) in der Moxifloxacin-Gruppe sowie nur bei 45 von 72 (63%) in der Ethambutol-Gruppe negative Ergebnisse. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Wurden nur die 125 Probanden in die Betrachtung einbezogen für die tatsächlich Acht-Wochen-Daten vorlagen, so fiel die Überlegenheit der Moxifloxacin-Therapie noch deutlicher aus: In der Moxifloxacin-Gruppe waren bei 92% der Probanden keine Mycobakterien mehr nachweisbar, während in der Ethambutol-Gruppe dies nur bei 74% der Fall war.
Beide Therapieschemata waren etwa gleich gut verträglich. Insgesamt wurden 16 unerwünschte Ereignisse (acht in jeder Gruppe) beobachtet. Nur eines davon (eine schwere Hautreaktion in der Ethambutol-Gruppe) wurde auf die Studienmedikation zurückgeführt. Sieben Studienteilnehmer (5%) erlitten einen Rückfall – drei in der Moxifloxacin-Gruppe (11, 16 und 27 Monate nach Behandlung) und vier in der Kontrollgruppe (nach 6, 7, 22 und 32 Monaten).
Weitere Studien laufen bereits
Ziel dieser Phase-II-Studie war die Überprüfung der Hypothese, dass der Ersatz von Ethambutol durch Moxifloxacin in der Tuberkulosestandardtherapie die Rate der Probanden mit M.-tuberculosis -negativen-Sputum nach acht Wochen erhöht. Ein Nachweis, dass Moxifloxacin die Gesamtdauer einer notwendigen Tuberkulosebehandlung tatsächlich verkürzt, ist damit freilich noch nicht geführt. Allerdings geben die Daten einen wichtigen Hinweis in diese Richtung. Zwar konnte schon im Tierexperiment gezeigt werden, dass der Ersatz von Ethambutol durch Moxifloxacin als Teil einer Kombinationstherapie die Dauer der Tuberkulosebehandlung verkürzt, jedoch wurden diese Befunde bisher nicht in Humanstudien bestätigt. Die Resultate der vorliegenden Untersuchung sprechen für die Durchführung weiterer klinischer Studien, um zu überprüfen, ob eine verkürzte Therapie mit einer Moxiflaxacin-enthaltenden Kombitherapie Tuberkulose ebenso gut oder besser kuriert als die gegenwärtige sechsmonatige Standardtherapie. Entsprechende Versuche laufen bereits.
Quelle
Conde M. B.; et al.: Moxifloxacin versus ethambutol in the initial treatment of tuberculosis: a double-blind, randomised, controlled phase II trial. Lancet 2009; 373: 1183–1189
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
Zum Weiterlesen
Tuberkulose – eine weltweite Bedrohung
DAZ 2008, Nr. 26, S. 61–63.
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