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Deutscher Apothekertag 2009
Man sollte, man müsste, man könnte …
Unter diese Überschrift konnte man die Diskussion des Arbeitskreises 1 in weiten Teilen stellen. Tatsächlich lautete sie "Herausforderungen für die Patientenversorgung". Doch auch wenn die bekannten Herausforderungen wie der demografische Wandel, die Ausdünnung der Bevölkerung auf dem Land und die zunehmende Zwei-Klassen-Medizin angesprochen wurden, wartete man vergebens auf praxisnahe und realistische Lösungsansätze. Stattdessen wurde wild gefordert. "Der Patient muss ganzheitlich betrachtet werden." "Spezialmedizin sollte nicht auf dem Rücken der Grundversorgung erfolgen." "Zwei-Klassen-Medizin darf es nicht geben." "Alle Patienten müssen am medizinischen Fortschritt teilnehmen können." "Wir brauchen kleine Einheiten für die Patienten." "Medizin muss personalisiert werden." "… Wir brauchen, wir müssten, wir sollten …" Gegen diese Art der Diskussion ist prinzipiell nichts einzuwenden. Nicht zuletzt deshalb, weil es ohne Frage sehr schwer ist für die bestehenden Herausforderungen wirkliche Lösungen anzubieten. Ein wenig näher an der Apotheke und an den Alltagsschwierigkeiten der Kolleginnen und Kollegen hätte die Diskussion dennoch sein können. Allein ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt stach hier wohltuend hervor und versuchte mehrfach, das Podium in die richtige Richtung zu lenken. So mahnte er unter anderem an, dass man die Debatte um Priorisierungen, der sich auch die Apotheker nicht verwehren könnten, ehrlich führen müsse. Wenn Patienten wüssten, dass sie selbst mehr für den Krankheitsfall vorzusorgen hätten, kämen sie damit auch zurecht. Es tat gut, dies einmal ausgesprochen zu hören, anstelle des ewig unrealistischen "Alle erhalten auch künftig alles auf höchstem Niveau". Auf dieser Basis hätte man weiter diskutieren sollen. Leider fand diese Diskussion nicht statt und insgesamt blieb einem als Gesamteindruck des Arbeitskreises 1 nur "Schön, dass wir mal darüber gesprochen haben." Schade!
Beatrice Rall
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