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Mehr erwünschte und weniger unerwünschte Wirkungen

Sowohl chemisch definierte Antidepressiva als auch Johanniskrautpräparate wirken über die präsynaptische Wiederaufnahmehemmung von Neurotransmittern. Dass Johanniskraut (Hypericum perforatum) bei gleicher Wirkung besser verträglich ist, könnte an seinen zusätzlichen Wirkmechanismen liegen.

Dazu gehört eine von präsynaptischen Vorgängen unabhängige postsynaptische Downregulation der Beta-1-Adrenorezeptoren. Sie konnte erst durch die Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie sichtbar gemacht werden: Mit Hilfe grün fluoreszierender Proteine der Qualle Aequorea victoria lässt sich zeigen, dass Beta-1-Rezeptoren allein durch Anwesenheit von Hyperforin bzw. Hyperosid internalisiert oder aber in ihrer lateralen Mobilität eingeschränkt werden.

Verträglichkeit stärkt Compliance

Das günstige Risiko-Nutzen-Profil der Hypericum-Präparate wurde im Jahr 2008 durch einen Cochrane-Review von 29 klinischen Studien mit 5489 Patienten bestätigt. Demnach waren die Phytopharmaka Placebo überlegen und synthetischen Standard-Antidepressiva ebenbürtig, wurden dabei aber besser toleriert. Das wurde auch in den Drop-out-Raten sichtbar: Im Vergleich zur Johanniskrautanwendung verließen bei Therapie mit modernen Serotonin-Reuptake-Inhibitoren doppelt so viele, mit älteren Antidepressiva wie Trizyklika viermal so viele Patienten vorzeitig "ihre" Studie. Die größte im Cochrane-Review erfasste Studie schloss 388 Patienten ein und verglich Laif 900 mit der Leitsubstanz Citalopram (20 mg) und Placebo. Hier hatte Laif eine mit Citalopram vergleichbare Wirkung, aber nur zehn medikationsbezogene unerwünschte Ereignisse (Citalopram: 50, Placebo: 21). Beachtet werden müssen mögliche Interaktionen des Johanniskrauts. Häufig zitiertes Beispiel: Kontrazeptiva. Hier deutet sich aber an, dass zumindest das Risiko unerwünschter Schwangerschaften überschätzt wurde. So nahmen innerhalb von sechs Jahren 1,8 Millionen Frauen zumindest eine Zeitlang zugleich Johanniskraut und die "Pille". Dabei traten nur sechs unerwünschte Schwangerschaften auf.

Quelle: "Aufbruch in eine neue Zeit: Laif 900 – wie aus Mythen Fakten wurden", 12. Oktober 2009, Eisenach, veranstaltet von der Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH.

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