Aus Kammern und Verbänden

Innovativer Tarifabschluss und Vorstandswahlen

Die diesjährige Jahreshauptversammlung der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL Nordrhein) am 28. Januar 2009 in Düsseldorf stand wie schon die letztjährige Hauptversammlung ganz im Zeichen des erst kürzlich mit der Adexa nach nicht einfachen Verhandlungen vereinbarten Tarifabschlusses. Erstmalig werden Apothekenmitarbeiter ab 2010 auch tariflich anteilig nach Leistung bezahlt. Nun gilt es, die Neuregelungen angemessen auszugestalten und den Mitgliedern zu kommunizieren. Außerdem stand bei der TGL Nordrhein in diesem Jahr die Neuwahl des Vorstandes und des Beirates an.
Volles Haus Das Interesse der Apothekenleiter an dem neuen Tarifabschluss der TGL Nordrhein mit der ADEXA war groß.

Rückwirkend zum 1. Januar 2009 hatten sich die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) und Apothekengewerkschaft Adexa kürzlich auf einen aus Sicht beider Vertragsparteien zukunftsweisenden Gehaltstarifabschluss für den Kammerbezirk Nordrhein geeinigt (siehe auch DAZ Nr. 4/2009, S. 80). Dieser umfasst drei Komponenten:

  • die Gehaltstarife für 2009 und 2010,
  • eine Erneuerung der Entgeltstruktur und
  • die Einführung der leistungsorientierten Bezahlung (LOB) ab 2010.

Dieser Abschluss gilt zwar nur für Nordrhein, jedoch hat er aufgrund der Größe des Kammerbezirkes (über 2500 Apotheken und rund 11.000 Angestellte) auch für die Bundesebene eine hohe Bedeutung. Im Übrigen steht die Mitgliedschaft in der TGL Nordrhein allen Apothekenleitern aus dem gesamten Bundesgebiet offen.

Tariferhöhungen und Laufzeiten im Einzelnen

Die einzelnen Regelungen des Tarifabschlusses legte Eckhard Eyer, Perspektive Eyer Consulting, Köln, dar, der die TGL in dem Verfahren beratend unterstützt hat:

  • Für die Zeit zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember 2008 gibt es keine Tariferhöhung.
  • Zum 1. Januar 2009 wird eine 2,5%ige Tariferhöhung der Tabelle wirksam (siehe Zusammenstellung der Tarife für 2009 und 2010 in DAZ Nr. 5/2009, S. 83).
  • Zum 1. Juli 2009 werden die Neuregelungen zur Strukturverbesserung in der Gehaltstabelle eingeführt. Hierbei wird die Anzahl der Stufen für jede Gehaltsgruppe auf einheitlich vier Stufen festgelegt:

Stufe 1: 1. bis 2. Berufsjahr

Stufe 2: 3. bis 5. Berufsjahr

Stufe 3: 6. bis 7. Berufsjahr

Stufe 4: ab 8. Berufsjahr.

Dadurch können jüngere Mitarbeiter früher die nächste Entgeltstufe erreichen. Für die Umsetzung wurde der 1. Juli 2009 vereinbart, um die Einführung der neuen Struktur verträglicher zu gestalten.

  • Ab dem 1. Januar 2010 werden die Gehälter noch einmal um 1,5% angehoben, davon 1%-Punkt in Form einer leistungsorientierten Bezahlung (LOB). Die Laufzeit des Vertrages geht bis Ende 2010.

Leistungsorientierte Bezahlung

Ein absolutes Novum in der Apotheken-Tariflandschaft ist die Einführung der leistungsorientierten Bezahlung (LOB). Hart war erfolgreich mit der Adexa um den Vertrag gerungen worden. Die Vorsitzende der TGL Nordrhein, Dr. Heidrun Hoch, Schermbeck, zeigte sich sehr froh darüber, dass auch die Apothekengewerkschaft das Konzept LOB letzten Endes als Motivationselement einstuft. "Wir hätten vor einem halben Jahr noch nicht daran gedacht", sagte Hoch.

Die im Jahr 2010 einzuführende LOB wird aus verschiedenen Quellen gespeist, wobei es der TGL Nordrhein wichtig war, hierfür ein ausreichendes Volumen zur Verfügung zu haben:

  • 25% der tariflichen Jahressonderzahlung im Jahr 2010.
  • Im Jahr 2011 können Arbeitgeber und Mitarbeiter individuell vereinbaren, dass 50% der Jahressonderzahlung nach Leistung vergütet werden.
  • 1,0%-Punkt der Tariferhöhung für 2010 (0,5% fließen in die Gehaltstabelle ein).

Wie wird verteilt?

Die hieraus resultierende Finanzsumme bildet den Topf, der auf jeden Fall in vollem Umfang wieder an die Mitarbeiter ausgezahlt werden muss, und zwar je nach festgestellter Leistung.

Teilt man die Summe durch die insgesamt von allen Mitarbeitern erreichte Summe an Punkten, so ergibt sich hieraus ein Euro-Betrag pro Punkt, der zunächst für alle Mitarbeiter gleich gelten würde. Zusätzlich sollen bei der Auszahlung jedoch auch die individuelle Eingruppierung und die Arbeitszeit des Mitarbeiters zum Tragen kommen, das heißt, es müssen darüber hinaus individuell gewichtete Leistungspunkte errechnet werden.

Unter dem Strich können mit der LOB motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter auch deutlich über den Betrag der Jahressonderzahlung hinauskommen, der ihnen nach dem alten Tarifrecht zugestanden hätte, während andere sich mangels Leistung mit einem geringeren als dem bisherigen Anteil ihrer jeweiligen Jahressonderzahlung zufrieden geben müssen.

Möglichkeiten der Gestaltung und Umsetzung

Hinsichtlich der Ausgestaltung der leistungsorientierten Bezahlung konnte mit der Adexa ebenfalls bereits ein Konsens über den Grundansatz erzielt werden, der sich auf die Merkmalsgruppen fachliche, soziale und Methodenkompetenz sowie Arbeitseffizienz stützt (siehe Tabelle).

Für Diskussionsstoff dürften bei der weiteren Ausgestaltung des Leistungsbewertungsverfahrens die in der Tabelle noch offenen Felder (…) bei den Leistungsmerkmalen sorgen. Hier besteht noch einiges an Spielraum.

Tab.: Leistungsbewertungsverfahren (Vorschlag)
Merkmalsgruppe
Leistungsmerkmal
Ausprägung
↓ ↓
↓ ↑
↑↑
Fachliche Kompetenz
Aktualität der Fachkenntnisse
0
3
6
9
12
Umsetzung des Erlernten
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
Soziale Kompetenz
Kundenorientierung/
Kommunikationsverhalten
0
3
6
9
12
Teamverhalten
(gegenüber Kollegen)
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
Methodenkompetenz
Arbeitsorganisation
und -übersicht
0
1
2
3
4
Eigenverantwortliches Handeln
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
0
1
2
3
4
Arbeitseffizienz
Zuverlässige und kontinuierliche Leistungserbringung
0
1
2
3
4
Aktive Kundenberatung
0
4
8
12
16
0
3
6
9
12
0
1
2
3
4
Maximale Punktzahl
100

Als besonders wichtig hob Eyer die Phasen der Leistungsbewertung hervor: beobachten, beurteilen, bewerten, besprechen. Hoch glaubt, dass in der Apotheke hierzu eine neue Kommunikationskultur erlernt werden muss. Sie hält es zum Beispiel für denkbar und einen guten Ansatz, den noch zu erstellenden Beurteilungsbogen auch vom Mitarbeiter selbst ausfüllen zu lassen und dann etwaige vom Arbeitgeber abweichende Bewertungen in einem persönlichen Gespräch abzuklären, das im Konsens über die Bewertung abgeschlossen werden sollte.

Wie geht es weiter?

Die Einzelheiten zur leistungsorientierten Bezahlung (LOB) werden im Jahr 2009 erarbeitet, das Vorgehen ist in einer Prozessvereinbarung geregelt. So sind für Februar/März 2009 weitere Gespräche mit Adexa vorgesehen. Die Einzelheiten zur LOB sollen bis Juni 2009 konzipiert sein, woran sich ab August die Phase der Vorbereitung auf die Umsetzung unter anderem mit Schulungen anschließt. Die TGL Nordrhein kündigt für ihre Mitglieder weitere Unterrichtungen und Hilfestellung in Form von Fachartikeln, einem Leitfaden sowie Seminarangeboten an.

Die Vorstandsvorsitzende der TGL Nordrhein Hoch stellte klar, dass es selbstverständlich jedem Apothekenleiter unbenommen bleibt, das neue Tarifrecht auch weiterhin in Form einer 100%igen Auszahlung der Jahressonderzahlung an alle Mitarbeiter umzusetzen. Außerdem bleiben weitere außertarifliche Leistungszulagen hiervon ebenfalls unberührt.

Wahl von Vorstand und Beirat

Vorstand und Beirat der TGL Nordrhein werden satzungsgemäß alle drei Jahre komplett neu gewählt. Bei den diesjährigen Wahlen waren ein Vorstandsposten und zwei Beiratsmitglieder neu zu besetzen, da die Kollegin und die Kollegen sich für die Weiterführung ihrer Ämter nicht mehr zur Wahl stellten. Vorstand und Beirat der TGL-Nordrhein für die neue Wahlperiode setzen sich im Ergebnis wie folgt zusammen:

Dr. Heidrun Hoch, Schermbeck (1. Vorsitzende)

Dr. Claus Breuer, Würselen (2. Vorsitzender)

Dr. Ait Elker, Bergisch-Gladbach

Wolf Wagner, Moers

Hans-Ulrich Wegmann, Köln (Schatzmeister)

Aus dem Vorstand ausgeschieden: Ruprecht Mecking, Wuppertal

Beirat:

Dr. Wolfgang Boventer, Krefeld (neu gewählt)

Angelika Jansen-Kempen, Aachen

Dr. Ingrid Junior, Düsseldorf

Dr. Susanne Rück, Marburg (neu gewählt)

Dr. Gerd-Peter Wojtovicz, Bonn

Aus dem Beirat ausgeschieden:

Elke Altenhein, Heiligenhaus

Hans-Walter Müller, Oberhausen.



hb

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