Prisma

Überschätztes Suchtpotenzial

Befürchtungen bezüglich des Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzials führen immer wieder dazu, dass Schmerzpatienten eigentlich dringend benötigte Opioide nicht bekommen. Dabei halten laut einem vor Kurzem veröffentlichten Review die weit verbreiteten Vorbehalte einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

Von Stewart B. Leavitt und Kollegen in der Fachzeitschrift "Pain Treatment Topics – e-Briefing" zusammengetragene Forschungsergebnisse zeigen, dass die Prävalenz von Sucht und Abhängigkeit bei der Opioidtherapie als gering einzustufen ist. Demnach ergaben 24 Studien mit 2507 Patienten, dass die Missbrauchs- und Abhängigkeitsrate gerade einmal 3,27 Prozent betrug. Bestand vor der Opioidtherapie keine Abhängigkeitsproblematik, betrug die Rate sogar nur 0,19 Prozent. Eine weitere Untersuchung an 801 Patienten mit Nichtkrebsschmerzen ergab eine ähnliche Rate von 3,7 Prozent und eine frühere Untersuchung, in der 17 Studien mit moderaten bis schweren Nichtkrebsschmerzen und sechsmonatiger Opioidtherapie ausgewertet worden waren, belegen sogar eine noch weitaus niedrigere Häufigkeit von Missbrauch (0,4 Prozent) oder Abhängigkeit (0,05 Prozent).

"Das Hauptproblem ist, dass vielen Schmerzpatienten durch die offenbar weit verbreiteten Fehlinformationen und Vorurteile bezüglich einer langfristigen Opioidtherapie eine adäquate Therapie versagt bleibt", so Leavitts Fazit. Er betont die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung – nicht nur der Patienten, sondern auch der Fachleute. tw

Quelle: Leavitt, S. B: et al.: Pain Treat. Topics – e-Briefing 2008; 3 (1): 6-10.

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