Selbstmedikation: BAH warnt vor Entprofessionalisierung

Nach Daten vom IMS Health hat der Versandhandel mit rezeptfreien Arzneimitteln zur Selbstmedikation (inklusive sog. Gesundheitsmittel) 2009 nach Umsatz um knapp 32% und nach Menge sogar um 38% gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Insgesamt wurden fast 100 Millionen Packungen Selbstmedikationspräparate im Wert von 600 Mio. Euro auf dem Versandweg an die Verbraucher abgegeben. Im Ergebnis, so konstatiert der BAH, wird heute bereits jedes zehnte Präparat in diesem Marktsegment nicht mehr durch den Apotheker, sondern durch den "Postboten" abgegeben.

Die durch den BAH vertretenen OTC-Hersteller sehen diese Entwicklung mit Skepsis. Nachdem rezeptfreie Arzneimittel durch ihren grundsätzlichen GKV-Erstattungsausschluss schon weitgehend der therapeutischen Verantwortung des Arztes entzogen worden seien, wanderten die Produkte nun zunehmend auch aus dem Einflussbereich der Arzneimittelfachleute in der Apotheke ab. Damit setze sich die Entprofessionalisierung der Therapie mit rezeptfreien Arzneimitteln weiter fort. Der BAH bemüht sich bereits seit Längerem, diesem Trend mit der Förderung des Grünen Rezepts entgegenzuwirken. Schließlich handele es sich nicht zuletzt um Arzneimittel, die apothekenpflichtig sind und somit per Definition der pharmazeutischen Beratung bedürften. Wenngleich dies von Gesetzes wegen auch im Versandhandelsweg sichergestellt sein müsse, sehe die Praxis oft anders aus, wenn die persönliche Beratungsmöglichkeit vor Ort fehlt, so der BAH. Hinzu komme, dass OTC-Arzneimittel bei Abgabe im Versand der Tendenz nach bagatellisiert und in die Nähe normaler Konsumgüter gerückt würden. Es stehe zu befürchten, dass sie von den Verbrauchern sodann auch in entsprechender, mitunter unkritischer Weise verwendet würden.

Angesichts der Bedeutung, die der BAH der Apotheke vor Ort bei der Abgabe auch rezeptfreier Arzneimittel zumisst, begrüßt der Verband ausdrücklich das von der Politik geplante Verbot von Pick-up-Stellen.