7x4-Blisterversuch in Sachsen

LEIPZIG (diz). Seit etwa einem Jahr läuft in Sachsen ein Modellversuch zum Thema Verblisterung. Mit ihm soll eruiert werden, ob es Vorteile bringt, wenn ältere Patienten in der ambulanten Therapie mit der Blisterbox des Unternehmens 7x4Pharma der Kohl-Gruppe versorgt werden. Neben der AOK ist auch der Sächsische Apothekerverband (SAV) an diesem Projekt beteiligt. Da der 7x4-Blister aus apothekerlicher Sicht nicht unumstritten ist, sorgte es zum Teil für Irritationen, dass ein Apothekerverband bei diesem Projekt beteiligt ist.

Da für diesen Modellversuch auch die AOK gewonnen werden konnte, lehnte der SAV eine Teilnahme nicht ab. Der SAV sieht den Vorteil der Teilnahme aber vor allem darin, so war zu hören, dass man an der Evaluation des Versuchs beteiligt ist.

Das erste Jahr des Versuchs brachte aufgrund mangelnder Teilnehmerzahlen keine verwertbaren Zahlen, daher wurde der Versuch verlängert und sogar flächenmäßig ausgeweitet. Jetzt sind auch die Städte Görlitz und Dresden dabei. Mittlerweile beteiligen sich 50 Apotheken an dem Versuch, es steht ein Potenzial von 12.000 Versicherten zur Verfügung. Der Versuch läuft bis 30. April 2011 mit der Option einer einjährigen Verlängerung. Die Beteiligten gehen davon aus, dass das Modell die Arzneikosten nicht unbedingt senkt, aber möglicherweise die Systemgesamtkosten reduzieren kann ("mit Arzneimittel sparen und nicht am Arzneimittel").

Auf große Resonanz bei der Bevölkerung scheint der 7x4-Blister bisher allerdings noch nicht gestoßen zu sein. Patientenreaktionen zeigen, so war zu hören, dass man sich mit diesem System nicht ernst genommen oder als leicht dement eingestuft fühle.

Derzeit wirbt das Unternehmen 7x4Pharma in einer groß angelegten Kampagne für dieses Modellprojekt und versucht, seinen Blister als Convenience-Produkt zu vermarkten. Die Blisterbox soll einfach die Bequemlichkeit der Einnahmemodalität steigern. Ein Bus der Senioren-Liga tourt durch die Städte der Testregion, um der Bevölkerung das 7x4-System nahezubringen. Da stellt sich wiederum die Frage, ob eine gesetzliche Krankenversicherung die Gelder der Versicherten für Convenience-Leistungen ausgeben soll und darf. Der SAV stellt klar, dass die Teilnahme am Modellversuch nicht so zu interpretieren sei, man befürworte das 7x4-System uneingeschränkt oder bewerbe es so sogar. Im Gegenteil, man sehe dieses Blistersystem durchaus kritisch, wie auf Nachfrage zu erfahren war, wolle sich aber dem Modellversuch nicht verschließen, um zu sehen, ob sich ein solches System zumindest für bestimmte Versorgungssituationen eigne. Dies sei der Hauptgrund für die Teilnahme des SAV.