Wirtschaft

DAX: Noch nicht genügend Kraft für den Steigflug

DAX stemmt sich gegen schlechte Nachrichtenlage – mehr aber auch nicht

(hps). Der DAX kommt einfach nicht vom Fleck. Für einen nachhaltigen Sprung über die 6300er Marke brauchen die Optimisten Zahlen, die solche Ambitionen auch untermauern könnten. Auf die wartet man aber bislang vergeblich. Unterdessen geht unter den Anlegern die Angst um, dass die China-Fantasie bald aufgebraucht sein könnte.

Die Marktlage

Mit Spannung erwarteten die Profis letzte Woche die Rückkehr der Großanleger aus den Ferien. Man erhoffte sich Hinweise darauf, wie offensiv die Investoren den Rest des Jahres angehen wollen. Und der Start in die neue Arbeitswoche konnte sich zunächst durchaus sehen lassen – verlor aber schnell an Schwung. Das fundamentale Umfeld lieferte unterdessen eher Negativschlagzeilen. In den USA fiel die Kapazitätsauslastung im August deutlich unter den langjährigen Durchschnitt und auch für den September sieht es gemäß dem US-Index für das Verarbeitende Gewerbe nicht gut aus. Das Barometer sank auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009. Entsprechend lethargisch fiel auch die Reaktion auf dem Parkett aus. Der DAX konnte sich zwar über der 6200er Marke etablieren, aber für einen weiteren Anstieg scheint die Kraft zu fehlen. Man wartet auf inspirierende Nachrichten, mit denen man den lang ersehnten Sprung über die 6300er Marke rechtfertigen könnte. Doch die meisten guten Nachrichten scheinen bereits eingepreist zu sein. Und in China, so meinen vereinzelte Profis, können die Dinge an diesem Punkt eigentlich nur noch schlechter werden.

Bulle & Bär

Die Sorgen über die US-Konjunktur konnten jüngst besänftigt werden und die neuen Eigenkapitalvorschriften für die Finanzbranche (Basel III) sind am Ende nicht so streng ausgefallen, wie viele befürchtet hatten. Dennoch sehen die meisten Analysten den DAX in seiner alten Bandbreite zwischen 5800 und 6300 Punkten gefangen. Die DZ-Bank gehört dagegen zu den Mutigen. Die Strategen gaben letzte Woche eine klare Kaufempfehlung für deutsche Aktien ab und verweisen dabei auf die langsam abflauenden Ängste vor einem "Double Dip". Die Experten sehen für 2011 sogar erneut Rekordgewinne auf die DAX-Unternehmen zukommen. Auch eine Umfrage unter privaten Vermögensverwaltern zeigt, dass aufgrund der hohen Barhaltung und dem entsprechenden Anlagebedarf der vermögenden Privatkundschaft weiter steigende Kurse zu erwarten sind.

Unterdessen geriet der Börsenmotor letzte Woche wie erwartet ins Stottern. Die Positionsauflösungen am Rentenmarkt haben den Aktien bislang nicht die erhoffte Unterstützung liefern können. Die Erlöse wurden scheinbar nur teilweise in Aktien umgeschichtet. Inzwischen sind die Renditen wieder derart deutlich gestiegen, das eine Umkehr des Liquiditätsflusses in Richtung Rentenmarkt zu befürchten ist. An der Rohstofffront zeigen die Ölnotierungen ebenfalls deutliche Schwächesignale. Alles in allem dürfte sich daher auch diese Börsenwoche eher als holprig erweisen.

China: Wirtschaftsgigant mit geldpolitischen Bremsspuren?

Der Heilsbringer der Weltbörsen lässt weiter hoffen. Das Reich der Mitte wies im zweiten Quartal stolze 10,3 Prozent Wachstum gegenüber Vorjahr aus. Im August sprang die Wirtschaft im Vorjahresvergleich sogar um 13,9 Prozent an. Damit traten die Sorgen der Börsianer um die US-Konjunktur in den Hintergrund. Die Kehrseite der Medaille: Die Inflationsrate in China schnellte im August auf eine jährliche Rate von 3,5% Prozent nach oben. Hauptverantwortlicher Preistreiber sind die Lebensmittel, die gegenüber Vorjahr um 7,5 Prozent zulegten. Der Ruf nach höheren Löhnen dürfte vorprogrammiert sein. Damit steht die chinesische Notenbank vor einem Dilemma. Um den Inflationsanstieg einzudämmen, müsste das Wachstum jetzt mit steigenden Zinsen nachhaltig abgeschwächt werden. Andererseits verdammt das riesige Arbeiterheer das Land zu kräftigem Wachstum. Auch Chinas neue Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft lässt einen Schritt zurück im Prinzip nicht zu. Wie wird die Notenbank also reagieren? Seit September 2008 liegt der Schlüsselzinssatz unverändert auf relativ niedrigem Niveau. Ein weiteres Untätigbleiben angesichts einer Inflationsrate, die sich der 4-Prozent-Marke nähert, wäre gefährlich. Dennoch gehen die meisten Analysten davon aus, dass China die Zinsen zunächst noch unangetastet lässt. Eine Zinsanhebung, und sei es auch nur mit symbolischem Charakter, dürfte an der Börse als Signal zur geldpolitischen Umkehr verstanden werden. Und da sich das Wohl und Wehe der Weltkonjunktur inzwischen nur noch auf China konzentriert, ist zu vermuten, dass die Investoren selbst auf einen solchen Trippelschritt recht verschnupft reagieren werden.

Eckdaten zum 16. September 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (16. 9., 12.25 h)
6.264 Punkte
Dow Jones (15. 9. Schluss)
10.572 Punkte
Gold (Feinunze)
1.270,00 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,08%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,83%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,29%
1,70% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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