Gesundheitspolitik

Keine Beratung

Peter Ditzel

Die letzte Sendung von Plusminus über Apotheken unter dem Titel "Immer gut beraten?" war wieder ein Meisterstück an Polemik. Wer sie nicht gesehen hat, kann erahnen, welchen Tenor sie hatte. Und wer sie gesehen hat, der muss bitter enttäuscht sein über diese Art von Fernsehjournalismus – aber auch über die getesteten Apotheken. Wieder einmal mehr konnte ein Fernsehmagazin die schlechte Beratungsleistung unserer Apotheken anprangern. In diesem Fall: Keine Beratung zu Paracet-amol-haltigen Arzneimitteln, die sogar in großen Mengen von den Apotheken abgegeben wurden. Wie muss das in der Bevölkerung und in der Politik ankommen! Warum gelingt es vielen Apotheken nicht, dass eine Apothekerin, ein Apotheker oder eine PTA selbst bei relativ einfachen Abgabevorgängen berät oder zumindest eine Beratung anbietet?

Aber die fehlende und mangelhafte Beratung war in dieser Sendung nur der Einstieg in eine Polemik gegen die Vor-Ort-Apotheke und ein Loblied auf und Werbung für die Versandapotheke. Das Kuriose dabei: Der Beitrag kritisiert die fehlende Beratung in Vor-Ort-Apotheken und die unreflektierte Abgabe von Paracetamol-haltigen Arzneimitteln; er hinterfragt allerdings nicht, wie der gleiche Einkauf in einer Versandapotheke abgelaufen wäre: Mit Sicherheit wäre die gleiche Menge an Paracetamol-haltigen Arzneimitteln im Karton gelandet, und eine Beratung hätte es auch nicht gegeben, denn die hätte der Kunde aktiv telefonisch einfordern müssen. Was also treibt die Macher solcher Sendungen an, so gegen die Vor-Ort-Apotheke zu polemisieren?

Damit nicht genug, der Beitrag attackierte auch die Lobby-Arbeit der Apotheker, insbesondere gegenüber der FDP. Zum einen: Was ist schlecht an Lobbyarbeit, zum andern: Wenn eine Partei von den Argumenten einer Gruppe überzeugt ist, warum sollte sie sich dann nicht dafür einsetzen?

So richtig polemisch wurde es, als unser "Kollege" Glaeske vor die Kamera trat: Die Apotheker hätten es immer wieder geschafft, mehr oder weniger unbelastet aus Gesundheitsreformen hervorzugehen. In welcher Absicht geht er so gegen seine Berufsgruppe vor? Es muss wohl Absicht sein, denn es ist kaum anzunehmen, dass ihm verborgen geblieben ist, wie die Apotheker in den letzten Jahren bei allen Reformen deutlich zur Kasse gebeten wurden und auch bei der kommenden Reform werden bluten müssen. Eine Entschuldigung, zumindest eine Richtigstellung wäre angebracht.


Peter Ditzel

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