Gesundheitspolitik

Eröffnung der Expopharm

"Reformitis, chronisch rezidivierend"

MÜNCHEN (lk/ral). Das GKV-Änderungsgesetz, das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) und das GKV-Finanzierungsgesetz mit ihren Folgen für Apotheken, Pharmagroßhandel und Pharmaindustrie waren das zentrale Thema bei der Eröffnung der diesjährigen Expopharm am 7. Oktober 2010 in München. Als "Reformitis, chronisch rezidivierend" bezeichnete der BAH-Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Hoffmann die Gesundheitspolitik. Er schaute wie die Redner von Pro Generika und BPI besorgt in eine ungewisse Zukunft. DAV und Phagro demonstrierten Einigkeit. Gegen die geplante Kürzung der Großhandelsmarge werde man an gemeinsamer Front kämpfen.

Nicht hinnehmen will DAV-Vorsitzender Fritz Becker das vorgesehene Einsparvolumen für Apotheken und Pharmagroßhandel.
Foto: AZ

"Wir sitzen in einem Boot", lautete die Botschaft, die der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Fritz Becker, und der Phagro-Vorsitzende Dr. Thomas Trümper vermittelten. Als völlig unverhältnismäßig bezeichnete Becker das derzeit vorgesehene Volumen, mit dem Pharmagroßhandel und die Apotheken laut AMNOG belastet werden sollen. Dies könne und werde man so nicht hinnehmen.

Umstellung der Großhandelsvergütung

Mit Blick auf die vom Großhandel geforderte Umstellung der Großhandelsvergütung fordert Becker, dass diese für die Apotheken einkommensneutral sein müsse: "Alles andere ist mit uns nicht zu machen." "Wir wissen, mit wem wir unser Geld verdienen", betonte der Phagro-Vorsitzende Dr. Thomas Trümper die Solidarität seines Verbands mit den Apothekern. Der Pharmagroßhandel habe kein Interesse daran, dass die Apotheken durch das AMNOG finanziell belastet würden und stelle sich ebenso wie der DAV klar gegen den Gesetzentwurf. Gleichzeitig warb Trümper um Verständnis für die vom Phagro geforderte Umstellung der Großhandelsvergütung. Sie habe nichts mit dem Sparwillen des AMNOG zu tun, sondern sei eine notwendige Konsequenz des veränderten Arzneimittelmarktes.

Arzneimittelhersteller: Ungewisse Zukunft

Mit gemischten Gefühlen blicken die Arzneimittelhersteller in die wirtschaftliche Zukunft: "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Generikabereich sind derzeit ausgelegt durch Einsparungen", sagte Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender des Branchenverbandes Pro Generika, gegenüber DAZ-TV. Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung gehe an der Branche vorbei. Vor allem im Bereich Marketing und Vertrieb rechnet Späth in der nächsten Zeit mit dem Abbau von Beschäftigten.

Kaum optimistischer blickt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Hans-Georg Hoffmann, in die nächsten Jahre. Das AMNOG bringe neue Unsicherheiten und Belastungen für die Arzneimittelhersteller. "Die konjunkturelle Erholung geht daher an uns vorbei", sagte Hoffmann zu DAZ-TV.


DAZ.online


Die DAZ-TV-Interviews mit dem Pro-Generika-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Späth und dem BAH-Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg Hoffmann sowie weitere DAZ-TV-Interviews vom Apothekertag 2010 in München finden Sie hier

Als "voll daneben" bezeichnete der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, Henning Fahrenkamp, das Konzept zur frühen Nutzenbewertung. Nicht nur sei die Stellung des G-BA darin fragwürdig, auch die Ausgestaltung der frühen Nutzenbewertung und der Verhandlungslösung bedürfe dringender Änderungen. Fahrenkamp forderte klare Regeln, eine international akzeptierte Methodik und einen nachvollziehbaren und verlässlichen Prozess. "Dies ist für den Forschungsstandort Deutschland und seine Konkurrenzfähigkeit dringend erforderlich".

Einen ausführlichen Bericht über die Eröffnung der Expopharm 2010 finden Sie in der kommenden DAZ.

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