Gesundheitspolitik

Nun also doch…

Peter Ditzel

Der CDU-Politiker Jens Spahn kündigte es bereits auf dem Apothekertag an: Die Apotheker sollen beim Sparpaket unmittelbar zur Kasse gebeten werden. Jetzt einigten sich die Gesundheitspolitiker der Koalitionsfraktionen darauf, was ins Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz einfließen soll. Die 21.500 Apotheken sollen einen Sparbeitrag von rund 200 Millionen leisten. Das sind im Durchschnitt pro Apotheke über 9000 Euro im Jahr – eine empfindlich hohe Summe, die den Apotheken fehlen wird. Der Betrag soll über eine Erhöhung des Zwangsrabatts von jetzt 1,75 Euro auf 2,05 Euro hereingeholt werden. Die Freude über den reduzierten Zwangsabschlag währte nicht lange.

Doch damit nicht genug. Vorgesehen ist auch, die Großhandelsmarge zu ändern auf einen variablen Zuschlag von 3,15 Prozent und einen Fixzuschlag von 70 Cent. Diese Änderung soll den Krankenkassen weitere 200 Millionen Euro jährlich bringen. Apotheke und Großhandel zusammen sollen somit rund 400 Millionen zum Sparpaket beitragen.

Zunächst war vorgesehen, dass der Großhandel alleine einen Sparbeitrag von 400 Mio. Euro leisten sollte. Dies führte damals zu der Ankündigung des Großhandels, diese Einsparungen an die Apotheken durchreichen zu müssen. Der Aufschrei der Apotheker über dieses geplante Vorgehen brachte die Politiker zum Nachdenken – und führte zum jetzt vorgelegten Vorschlag.

Auf den ersten Blick sieht es als kleine Verbesserung für die Apotheken aus – "nur" 200 Mio. Euro. Doch wer sagt, dass der Großhandel nicht die auf ihn zukommenden 200 Millionen auf die Apotheken abwälzen wird? Über eine Kürzung der Rabatte lässt sich das leicht machen. Und die Apotheke ist wieder doppelt getroffen. Sehen die Politiker nicht, dass alle Einsparungen letztlich bei den Apotheken ankommen? Die einzige Hoffnung könnte sein, dass der Wettbewerb unter den Großhändlern auch weiterhin einige Rabatte ermöglichen wird.

Große Enttäuschung: Ein Pick-up-Verbot kommt mit dem AMNOG nicht. Alle Bemühungen der letzten Wochen, doch noch ein solches Verbot ins Gesetz zu hieven, sind gescheitert. Es klingen noch die hoffnungsfrohen Statements von CDU- und FDP-Politikern im Ohr, die sich überzeugt gaben, dass das Verbot kommt. Juristische Bedenken, ein solches Verbot könne nicht gerichtsfest umgesetzt werden, verhinderten es. Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen.

Unterm Strich: Während sich die Ärzte auf einen Honorarzuwachs freuen dürfen, werden die Apotheken erneut zur Kassen gebeten. Was ist unsere Leistung wert?


Peter Ditzel

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