Gesundheitspolitik

Celesio liebäugelt mit Indien

Gehe: AMNOG-Belastungen werden weitergegeben

STUTTGART (dpa-AFX). Der Pharmahändler Celesio rechnet auch im kommenden Jahr aufgrund staatlicher Maßnahmen im Gesundheitsmarkt mit Belastungen. "Wie hoch diese schlussendlich sein werden, lässt sich heute noch nicht absehen", sagte Unternehmenschef Fritz Oesterle am 7. Dezember in Stuttgart. Im laufenden Geschäftsjahr dürften staatliche Eingriffe das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um mehr als 60 Millionen Euro drücken. Angesichts der Spargesetze in Deutschland und England will sich der Konzern nun nach Übernahmemöglichkeiten in weniger regulierten Märkten umschauen.

In Deutschland erwartet Oesterle negative Auswirkungen infolge des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG). Danach soll der Pharmagroßhandel rund 200 Millionen Euro jährlich einsparen. Dies bedeute für Celesio rechnerisch eine Belastung des Gewinns vor Steuern in Höhe von gut 33 Mio. Euro. Im Jahr 2009 hatte das Vorsteuerergebnis der gesamten Branche in Deutschland bei 172 Mio. Euro gelegen. Der Chef der Celesio-Großhandelstochter Gehe, André Blümel, kündigte an: "Wir müssen die Belastungen an unsere Kunden weitergeben." Gehe werde die Verträge mit den Apotheken prüfen.

Aber nicht nur in Deutschland wird gespart, auch Großbritannien kündigte im September Kürzungen bei den Erstattungspreisen für Generika an. Die Auswirkungen sind laut Oesterle noch nicht vollkommen klar.

Staatliche Hürden will der Celesio-Chef zukünftig umschiffen und sein Geschäft deshalb auch nur noch außerhalb von regulierten Märkten und Bereichen stärken. Wachsen will Celesio auch weiterhin über Übernahmen. "Indien ist sicherlich ein interessanter Markt", sagte Vorstand Michael Lonsert. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir dort Fuß fassen." Celesio bietet in Indien bereits Dienstleistungen für Pharmaunternehmen an. Weniger attraktiv sei hingegen China.

Mit Dienstleistungen gegen staatliche Eingriffe

Wachstumschancen sieht Oesterle aber auch in neuen Geschäftsmodellen sowie im Ausbau des Geschäfts mit frei verkäuflichen Produkten und Eigenmarken. Um sich von staatlichen Eingriffen unabhängiger zu machen, baut Celesio schon seit Jahren sein Dienstleistungsgeschäft aus. So kauften die Stuttgarter neben der Logistikfirma Movianto den Rudolf Spiegel Versand und pharmexx, einen Anbieter von Außendienstmitarbeitern für die Pharmaindustrie.

Die Gewinnprognose für das laufende Jahr bekräftigte Oesterle erneut. Demnach peilt die mehrheitlich vom Mischkonzern kontrollierte Gesellschaft für 2010 ein EBITDA von 670 bis 690 Mio. Euro an. Allerdings dürfte das obere Ende der Prognosespanne wegen staatlicher Eingriffe unter anderem in Großbritannien voraussichtlich nicht erreicht werden. Auch am mittelfristigen Ziel hält der Celesio-Chef weiterhin fest und will beim EBITDA 2015 eine Milliarde Euro erreichen.

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