Apothekenpraxis

"Alt ist geil!"

Elisabeth Thesing-Bleck

Ältere Menschen wollen möglichst lange ohne fremde Hilfe selbstbestimmt am sozialen Leben teilnehmen. Zu diesem Zweck brauchen sie oft unterstützende Hilfsmittel für ihre nachlassenden Körperfunktionen. Glaubt man den einschlägigen Untersuchungen, dann sind Senioren bereit, für ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit nennenswerte finanzielle Mittel aufzubringen. "Geiz ist geil" spielt hier zum Glück noch keine dominierende Rolle.

Nach und nach bedürfen mit zunehmendem Alter fast alle Sinnesorgane und Körperfunktionen einer Unterstützung durch die moderne Technik. Hier offenbart sich ein erhebliches Marktvolumen, das derzeit noch kaum erschlossen ist. Unsere fast nur auf Jugendlichkeit ausgerichtete Hochleistungsgesellschaft verhindert momentan noch die Erschließung dieses zunehmend attraktiver werdenden Umsatzsegmentes. In den bevorzugten Einkaufslagen unserer Innenstädte ist ein seniorengerechtes Warenangebot heute noch eher die Ausnahme. Diese erkennbare Marktlücke wird derzeit nahezu nicht gefüllt – und das, obwohl in absehbarer Zeit mehr als die Hälfte der Deutschen älter als 50 Jahre sein wird. Apotheken sollten jetzt ihre Chancen ausloten und auf den Zug aufspringen, der bereits Fahrt aufgenommen hat. Verglichen mit anderen Mitbewerbern haben sie eine viel bessere Ausgangsposition durch ihre Nähe zu den potenziellen Kunden, durch ihre ausgezeichnete Marktkenntnis und durch ihren leichten Zugang zu älteren Menschen. Trotzdem wird der Seniorenmarkt auch von ihnen derzeit eher am Rande bedient.

Apotheken halten in aller Regel ein großes Sortiment von Hilfsmitteln für Seniorinnen und Senioren vorrätig. Diese Stärke wird viel zu selten angemessen präsentiert. Für eine seniorengerechte Apotheke bestehen jetzt große Chancen, ihre Hilfsmittelofferte deutlich weiterzuentwickeln und sich so von Mitbewerbern abzuheben. Ein Lösungsansatz liegt dabei besonders nahe: Die Hilfsmittel für ein selbstbestimmtes Leben zu einen Statussymbol ausbauen! Ein gelungenes Beispiel dafür ist die stark angestiegene Zahl von Rollatoren. Längst sind sie zu einen neuen "Fahrzeug" in unserem Straßenbild aufgestiegen. Beim Zusammentreffen mehrerer Rollatorenbesitzer entwickelt sich ein regelrechter Wettbewerb. Ältere Herrschaften, die in ihrer Jugend bei ihren fahrbaren Untersätzen großen Wert auf Ausstattungsvarianten wie "GTI" oder "SLK" gelegt haben, sind auch im fortgeschrittenen Alter bereit, ihre benötigten Hilfsmittel entsprechend auszustatten und sich dies auch etwas kosten zu lassen. Ein anderes Beispiel: Schon lange sind die altersbedingten Sehhilfen zum goldbesetzen Statussymbol avanciert. Die Optiker haben ihre Augengläser geschickt auf diesen wirtschaftlich äußerst lukrativen Weg gebracht.

Durch topmodische Artikel lassen sich viele altersbedingte Funktionseinschränkungen lange gut ausgleichen. Für die seniorengerechte Apotheke ist es von Bedeutung, von den anderen zu lernen und die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Altersgemäße Statussymbole werden nachgefragt und kaufkräftig honoriert. Denn nicht Geiz, nein, Alt ist geil!


Elisabeth Thesing-Bleck



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