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Prisma
Jasminduft wirkt wie Schlaftabletten
Benzodiazepine, Barbiturate und Narkosemittel wie Propofol wirken über spezifische Haftstellen an Rezeptoren, die an Synapsen im Gehirn liegen und die Wirkung des hemmenden körpereigenen Botenstoffs Gamma-Aminobuttersäure verstärken. Um selbst wie GABA zu wirken, müssten die Medikamente sehr hoch dosiert werden, aber schon geringere Dosierungen genügen, um die GABA-Wirkung um das Zwei- bis Dreifache zu steigern.
In einer großen Screeningstudie wurden nun mehrere hundert Duftstoffe hinsichtlich ihrer Wirkung auf GABA-Rezeptoren von Mensch und Maus getestet. Die beiden Jasmin-Duftstoffe Vertacetal-coeur und die chemische Variante PI24513 wirkten am stärksten: Sie konnten die GABA-Wirkung um mehr als das Fünffache steigern und wirken somit ähnlich stark wie die bekannten Medikamente. Die "Gegenprobe" mit genetisch veränderten GABA-Rezeptoren in transgenen Mäusen, die auf Propofol nicht mehr reagierten, bestätigte, dass der Wirkmechanismus derselbe ist: Auch auf die Duftstoffe reagierte der veränderte Rezeptor nicht mehr. Verhaltenstests mit Mäusen bestätigten die Befunde aus den Zellversuchen. In einem Plexiglaskäfig, dessen Luft eine hohe Konzentration des Dufts enthielt, stellten die Mäuse jede Aktivität ein und saßen ruhig in der Ecke. Elektrophysiologische Messungen an Neuronen aus für den Schlaf/Wach-Rhythmus verantwortlichen Hirnbereichen zeigten, dass die GABA-Wirkung auf die "schlafaktiven" Nervenzellen durch die Duftstoffe potenziert wurde. Durch die Veränderung der chemischen Struktur der Duftmoleküle wollen die Forscher versuchen, noch stärkere Wirkung zu erzielen. hel
Quelle: Sergeeva, O. A., et al.: J. Biol. Chem., Online-Vorabpublikation, DOI:10.1074/jbc.M110.103309
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