Prisma

Die Kehrseite der Medaille

Phytosterole kommen nicht nur natürlicherweise in Lebensmitteln vor, sie werden ihnen auch gezielt zugesetzt. Das Ziel dabei ist eine positive Beeinflussung des Cholesterinspiegels. Allerdings ist dies nur eine Seite der Medaille. Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass Phytosterole unter bestimmten Bedingungen negativ für das Herz sein können.

Phytosterole kommen in pflanzlichen Fetten oder Ölen vor. Sie sind strukturell dem Cholesterin ähnlich und hemmen seine Aufnahme im Darm. Aufgrund der cholesterinsenkenden Wirkung werden pflanzliche Sterole sogenannten "funktionellen Lebensmitteln" wie Margarine oder Joghurt künstlich zugesetzt. Eigentlich eine gute Sache, allerdings wohl nicht für jeden Menschen. Der menschliche Organismus verfügt über effiziente Mechanismen, für den Stoffwechsel nicht benötigte Stoffe wieder auszuscheiden. Im Fall der Sterole ist individuell festgelegt, ob jemand generell zu einem hohen oder niedrigen Spiegel im Blut neigt, ähnlich wie bei Cholesterin. Die Untersuchung der hierfür verantwortlichen DNA-Abschnitte zeigte, dass drei voneinander unabhängige Genabschnitte etwa zehn Prozent der unterschiedlichen Sterolspiegel erklären. Weiterhin wurde untersucht, ob die gefundenen Genabschnitte einen Einfluss auf koronare Herzerkrankungen haben. Tatsächlich scheint ein Zusammenhang zu bestehen: Zwei der Genabschnitte liegen in einem bekannten Lipidtransferprotein (ABCG8), der dritte Genabschnitt in dem für die Blutgruppe verantwortlichen Gen AB0. Demzufolge neigen Träger der Blutgruppen A, B und AB zu höheren Sterolspiegeln und gleichzeitig zu einem höheren Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Dagegen ist Blutgruppe 0 besonders vor einem hohen Sterolspiegel und vor Herzgefäßerkrankungen geschützt. Aufgrund der Ergebnisse kann laut den Studienautoren die weit verbreitete Auffassung, dass Produkte mit Ersatzstoffen für tierische Fette grundsätzlich gesundheitsfördernd sind, nicht mehr aufrechterhalten werden. Für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung seien sie sogar als schädlich einzustufen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb bei Lebensmitteln mit Phytosterolzusätzen zurückhaltend sein. hel

Quelle: Circulation: Cardiovascular Genetics 2010, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1161/CIRCGENETICS.109.907873.

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