Giftpflanzen

Photodermatitis nach Kontakt mit Diptam

Ein Fallbericht von Hermine Lotz-Winter

Der Diptam oder "Brennende Busch" ist eine seltene, aber attraktive und auch botanisch interessante Pflanze. Wegen bestimmter Inhaltsstoffe in dem ätherischen Öl, das die Pflanze überaus reichlich besitzt, kann die Berührung die Haut schädigen. Die toxischen Inhaltsstoffe des Diptams werden durch die UV-A-Strahlen im Sonnenlicht aktiviert. Nach einem Kontakt empfiehlt es sich, die Hautstellen zu reinigen und zu bedecken, damit sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.

Abb. 1a: Diptam an einer Bahntrasse in Frankfurt/Main, Juni 2010. Die Pflanze liebt warme, sonnige Standorte. Die rosa Blüten fallen durch die langen, aufwärts gebogenen Staubblätter auf. Diese sind wie die Früchte und andere oberirdische Pflanzenteile mit vielen kleinen Drüsen besetzt, die ätherisches Öl enthalten. Darin sind phototoxische Furanocumarine und Furanochinolin-Alkaloide gelöst.
Foto: Hermine Lotz-Winter

Verbreitung

Der Diptam (Dictamnus albus) ist in trockenen und sonnigen Gegenden Europas und Asiens vor allem auf Kalkböden beheimatet (Abb. 1). In Deutschland ist er selten und steht schon seit 1936 unter Naturschutz. Er ist auch als "Brennender Busch" bekannt, weil er bei Hitze viel ätherisches Öl verdunstet, das sich bei Windstille so stark in der umgebenden Luft anreichert, dass es mit einem Streichholz entflammbar ist.

Im Mittelalter wurde der Diptam als Heilpflanze gegen verschiedenste Leiden verwendet und in Gärten kultiviert. Als Heilpflanze ist er zwar obsolet, aber man findet ihn noch des Öfteren in Bauerngärten. In der Natur gibt es größere Bestände der attraktiven, von Pflanzenfreunden gern aufgesuchten Rarität vorwiegend am Oberrhein, so im Kaiserstuhl oder an den Hängen des Rheingaus.

Fallbericht: Hautkontakt plus Sonnenlicht

Ein 45-jähriger Teilnehmer einer naturkundlichen Exkursion nahe Jena kam mit dem nackten Oberarm in Kontakt mit Diptamfrüchten. Eine akute Reaktion trat daraufhin nicht ein, und nichtsahnend setzte der Mann seinen Oberarm weiterhin der Sonne aus.

Etwa zwei Tage später entwickelte sich an der Kontaktstelle ein Erythem mit einem Durchmesser von etwa 7 cm. Am dritten Tag bildeten sich große Blasen mit gelblichem Exsudat (Abb. 2). Eine Woche nach dem Kontakt war die Haut unter den inzwischen aufgeplatzten Blasen regeneriert; das Erythem persistierte und begann erst zehn Tage nach dem Kontakt zu vergehen (Abb. 3).

Der Patient hatte eine Therapie mit einer Corticoid-Fettsalbe (Wirkstoff Mometason) versucht, die nach seiner Einschätzung erfolglos war.

Toxikologie

Das ätherische Öl des Diptams ist aufgrund seines Gehalts an Furanocumarinen (Psoralen u. a.) und Furanochinolin-Alkaloiden (Dictamnin u. a.) phototoxisch. Diese Verbindungen schädigen die DNA, nachdem sie durch das Sonnenlicht (UV-A-Strahlung) aktiviert worden sind. So erklärt sich die hier geschilderte langwierige Photodermatitis. Die Furanocumarine und Furanochinolin-Alkaloide sind darüber hinaus mutagen und bei einer chronischen Exposition möglicherweise karzinogen [1].

In der Familie der Rutaceae gibt es neben dem Diptam noch weitere Arten, die eine ähnliche Wirkung haben, so die Weinraute (Ruta graveolens) und den häufig kultivierten Zierstrauch Skimmia japonica.

Erste Hilfe

Als Erste Hilfe bei Augen- oder Hautkontakt mit Diptam oder verwandten Pflanzen wird empfohlen, die betroffenen Stellen mit Wasser oder Polyethylenglykol zu reinigen und danach die Haut mit einer Cortisonsalbe bzw. die Augen mit antiallergischen Tropfen zu behandeln [1].

Literatur Wink M, van Wyk B-E, Wink C. Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, S. 111, 281 f., 301 f.

 


Autorin

Apothekerin Hermine Lotz-Winter

Rheinstr. 15 

64546 Mörfelden-Walldorf

Abb. 1b
Abb. 1c
Abb. 2a: Zwei Tage nach dem Kontakt mit Diptamfrüchten und anschließender Sonnenlichtexposition ist die Haut leicht gerötet (links). Am dritten Tag bilden sich Blasen (rechts).
Fotos auf dieser Seite: Lothar Krieglsteiner
Abb. 2b
Abb. 3a: Sieben Tage nach dem Kontakt finden sich die Hautreste der geplatzten Blase auf dem Erythem (oben); nach zehn Tagen ist das Erythem noch kaum verändert (unten); erst danach beginnt es zu vergehen.
Abb. 3b

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