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Giftpflanzen
Photodermatitis nach Kontakt mit Diptam
Verbreitung
Der Diptam (Dictamnus albus) ist in trockenen und sonnigen Gegenden Europas und Asiens vor allem auf Kalkböden beheimatet (Abb. 1). In Deutschland ist er selten und steht schon seit 1936 unter Naturschutz. Er ist auch als "Brennender Busch" bekannt, weil er bei Hitze viel ätherisches Öl verdunstet, das sich bei Windstille so stark in der umgebenden Luft anreichert, dass es mit einem Streichholz entflammbar ist.
Im Mittelalter wurde der Diptam als Heilpflanze gegen verschiedenste Leiden verwendet und in Gärten kultiviert. Als Heilpflanze ist er zwar obsolet, aber man findet ihn noch des Öfteren in Bauerngärten. In der Natur gibt es größere Bestände der attraktiven, von Pflanzenfreunden gern aufgesuchten Rarität vorwiegend am Oberrhein, so im Kaiserstuhl oder an den Hängen des Rheingaus.
Fallbericht: Hautkontakt plus Sonnenlicht
Ein 45-jähriger Teilnehmer einer naturkundlichen Exkursion nahe Jena kam mit dem nackten Oberarm in Kontakt mit Diptamfrüchten. Eine akute Reaktion trat daraufhin nicht ein, und nichtsahnend setzte der Mann seinen Oberarm weiterhin der Sonne aus.
Etwa zwei Tage später entwickelte sich an der Kontaktstelle ein Erythem mit einem Durchmesser von etwa 7 cm. Am dritten Tag bildeten sich große Blasen mit gelblichem Exsudat (Abb. 2). Eine Woche nach dem Kontakt war die Haut unter den inzwischen aufgeplatzten Blasen regeneriert; das Erythem persistierte und begann erst zehn Tage nach dem Kontakt zu vergehen (Abb. 3).
Der Patient hatte eine Therapie mit einer Corticoid-Fettsalbe (Wirkstoff Mometason) versucht, die nach seiner Einschätzung erfolglos war.
Toxikologie
Das ätherische Öl des Diptams ist aufgrund seines Gehalts an Furanocumarinen (Psoralen u. a.) und Furanochinolin-Alkaloiden (Dictamnin u. a.) phototoxisch. Diese Verbindungen schädigen die DNA, nachdem sie durch das Sonnenlicht (UV-A-Strahlung) aktiviert worden sind. So erklärt sich die hier geschilderte langwierige Photodermatitis. Die Furanocumarine und Furanochinolin-Alkaloide sind darüber hinaus mutagen und bei einer chronischen Exposition möglicherweise karzinogen [1].
In der Familie der Rutaceae gibt es neben dem Diptam noch weitere Arten, die eine ähnliche Wirkung haben, so die Weinraute (Ruta graveolens) und den häufig kultivierten Zierstrauch Skimmia japonica.
Erste Hilfe
Als Erste Hilfe bei Augen- oder Hautkontakt mit Diptam oder verwandten Pflanzen wird empfohlen, die betroffenen Stellen mit Wasser oder Polyethylenglykol zu reinigen und danach die Haut mit einer Cortisonsalbe bzw. die Augen mit antiallergischen Tropfen zu behandeln [1].
Literatur Wink M, van Wyk B-E, Wink C. Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, S. 111, 281 f., 301 f.
Autorin
Apothekerin Hermine Lotz-Winter
Rheinstr. 15
64546 Mörfelden-Walldorf
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