Prisma

BDNF schützt die Nervenzellen

Einer Münchner Forschungsgruppe ist es jetzt gelungen, T-Zellen, die sich bei MS-Patienten gegen die eigenen Nervenzellen richten und sie zerstören, so zu manipulieren, dass sie ein neuronenschützendes Protein, den sogenannten brain derived neurotrophic factor (BDNF), durch die Blut-Hirn-Schranke schleusten, ohne die Immunantwort zu beeinflussen.

Außerdem konnten sie nachweisen, dass die bereits etablierte Therapie der schubförmigen multiplen Sklerose mit Glatirameracetat die BDNF-Produktion in Immunzellen begünstigt. Neurotrophinen wie dem BDNF wird schon länger eine neuronenschützende Wirkung nachgesagt. Der Nachweis war bisher jedoch schwierig, da Organismen sterben, wenn BDNF fehlt. Aus diesem Grund haben die Wissenschaftler ein Tiermodell entwickelt, bei dem BDNF nur in manchen Zelltypen nicht vorkommt. Auf diese Weise konnten sie belegen, dass Nervenschäden zunehmen, wenn BDNF aus T-Zellen und Makrophagen verbannt wurde.

In einem zweiten Schritt wollten die Forscher wissen, welche Auswirkungen die bewährte Therapie mit Glatirameracetat auf die BDNF-Produktion der Immunzellen hat. Sie konnten belegen, dass Glatirameracetat nicht nur die Produktion entzündungshemmender Zellen fördert, sondern auch die BDNF-Produktion begünstigt und damit der Axonverlust gedämpft wird.

Zuletzt überprüften die Wissenschaftler, ob es darüber hinaus möglich ist, künstlich hergestelltes BDNF von außen ins Gehirn einzuschleusen. Solche Versuche scheitern in der Regel an der Blut-Hirn-Schranke, eine Schutzfunktion des Gehirns gegen körperfremde Eindringlinge wie Krankheitserreger. Die Forscher nutzten daher T-Zellen als Transportmittel, die mit dem erzeugten BDNF präpariert wurden – mit Erfolg. Die T-Zellen passierten nicht nur die Blut-Hirn-Schranke, sondern das zugeführte BDNF entfaltete auch seine neuronenschützende Wirkung. hel


Quelle: Linker, R. A. et al.: Brain 2010;133(8): 2248 – 2263

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