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- DAZ 36/2010
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Arzneimittel und Therapie
Vorhofflimmern verlangt therapeutische Konsequenz
Der demografische Wandel lässt Inzidenz und Prävalenz des Vorhofflimmerns wie bei einer Epidemie in die Höhe schnellen. Die Patienten haben aber nicht nur ein massiv erhöhtes Schlaganfallrisiko: Kommt es zum Schlaganfall, so verläuft dieser bei Patienten mit Vorhofflimmern meist auch besonders schwer. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer effektiven Antikoagulation.
Bei der Langzeitbehandlung gibt es jedoch nicht selten Schwierigkeiten infolge der Limitationen bei der Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten. Zwar kann die Schlaganfallgefahr bei einem gut kontrollierten Patienten mittels der Vitamin-K-Antagonisten um etwa zwei Drittel gesenkt werden, problematisch aber sind die geringe therapeutische Breite der Wirkstoffe, das notwendige Monitoring sowie die Arzneimittel- und Nahrungsmittelinteraktionen.
Risikosenkung unabhängig von der Ausgangslage
Große Hoffnungen gründeten sich deshalb auf innovative Antikoagulanzien wie den oralen direkten Thrombininhibitor Dabigatran, der in der RE-LY (Randomized Evaluation of Long-term anticoagulant therapY)-Studie bereits seine klinische Wirksamkeit unter Beweis gestellt hat. Der Wirkstoff senkt bei Patienten mit Vorhofflimmern ebenso signifikant die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden wie eine gut kontrollierte Gabe von Warfarin. Die Risikosenkung erfolgt dabei unabhängig davon, ob ein eher geringes, moderates oder hohes Risiko als Ausgangssituation vorliegt.
Das dokumentiert eine jüngst vorgestellte Subgruppenanalyse der Studie auf Basis der CHADS2-Scores der Patienten. Der CHADS2-Score ist ein klinisches Rating zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos, das bei Vorliegen eines Vorhofflimmerns besteht. Der Score dient allgemein der Risikostratifizierung, wobei als Parameter eine bekannte Herzinsuffizienz eingeht, eine Hypertonie, ein Lebensalter von mehr als 75 Jahren, ein Diabetes mellitus sowie ein vorangegangener Schlaganfall oder TIAs. Die aktuelle Subgruppenanalyse belegt dabei, dass die Behandlung mit 150 mg Dabigatran die Schlaganfallrate bei Patienten mit Vorhofflimmern signifikant reduziert und das unabhängig vom CHADS2-Score und damit unabhängig vom individuellen Risikoprofil des Patienten. Anhand der Subgruppenanalyse wurde ferner belegt, dass auch Patienten mit Schlaganfall in der Anamnese von dem oralen Thrombininhibitor profitieren.
Unter der Dosierung von 150 mg Dabigatran war das allgemeine Blutungsrisiko mit Warfarin vergleichbar, während unter 110 mg Dabigatran sogar seltener schwere Blutungen auftraten. Für beide Dosierungen wurde zudem ein signifikant selteneres Auftreten von intrakraniellen Blutungen im Vergleich zu gut eingestellten Patienten unter Warfarin beobachtet, so dass gegenüber den Vitamin-K-Antagonisten nicht nur von einer guten klinischen Wirksamkeit, sondern auch von einem guten Sicherheitsprofil des oralen Thrombininhibitors auszugehen ist.
Quelle Prof. Dr. med. Claus Wallesch, Elzach; Dr. med. Jonas Oldgren, Uppsala; Prof. Dr. med. Gregory Lip, Birmingham: "Dabigatran – Schlaganfall-Prävention beim Vorhofflimmern", Stockholm, 30. August 2010, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim KG, Ingelheim.
Medizinjournalistin Christine Vetter
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