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Arzneimittel und Therapie
EU-Zulassung für Vernakalant
Vernakalant wird intravenös zur Kardioversion bei Patienten mit akutem Vorhofflimmern eingesetzt. Es ist zur raschen Wiederherstellung eines Sinusrhythmus bei Erwachsenen, die innerhalb der letzten sieben Tage Vorhofflimmern entwickelt haben, und zur Konversion bei Patienten mit postoperativem Vorhofflimmern nach einer Herzoperation indiziert.
Vernakalant unterscheidet sich in der Wirkweise von anderen Antiarrhythmika. Es gehört zur Gruppe der ARDAs (Atrial repolarization-delaying agents). Die Substanz blockiert außer Natriumkanälen insbesondere bestimmte Kaliumkanäle, mit einer Selektivität für atriale Ionenkanäle. Dadurch verzögert Vernakalant die Überleitungsgeschwindigkeit im Vorhof und verlängert die Refraktärzeit, wodurch der Sinusrhythmus wieder hergestellt werden kann.
Die Zulassung stützt sich auf Ergebnisse von vier klinischen Studien bei Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern von relativ kurzer Dauer (wenige Stunden bis maximal sieben Tage), bei denen eine rasche Konversion wünschenswert erschien. Drei der Studien waren randomisiert und placebokontrolliert, eine war ein direkter Vergleich mit Amiodaron.
Bei 390 hämodynamisch stabilen erwachsenen Patienten mit kurzzeitigem VHF (3 h bis 7 d) wurde Vernakalant gegenüber Placebo geprüft. Bei 50% der Patienten fand innerhalb von 90 Minuten nach Therapiebeginn eine Konversion in den Sinusrhythmus statt, in der Placebogruppe war das bei nicht einmal 5% der Patienten der Fall. In einer zweiten Studie mit 150 Patienten mit anhaltendem Vorhofflimmern (3 bis 72 h Dauer), das zwischen 24 Std. und 7 Tagen nach einem Koronararterien-Bypass und/oder Herzklappeneingriff auftrat, konnte Vernakalant die Konversion in einen Sinusrhythmus bei 47,0% der Patienten erzielen, im Vergleich zu 14,0% der Placebopatienten.
Bei 232 Patienten wurde Vernakalant mit Amiodaron verglichen. Auch in dieser Studie stellte sich mit Vernakalant nach 90 Minuten bei 51,7% aller Patienten wieder ein Sinusrhythmus ein. In der Amiodarongruppe war diese Quote mit 5,2% signifikant geringer.
In den klinischen Studien waren die am häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen (mehr als 5%) innerhalb der ersten 24 Stunden nach Verabreichung von Vernakalant Geschmacksstörung (20,1%), Niesen (14,6%) und Parästhesie (9,7%). Zu den klinisch signifikanten unerwünschten Wirkungen gehörten Hypotonie und ventrikuläre Arrhythmie.
Vitalfunktionen und Herzrhythmus der Patienten sind während und nach der Verabreichung von Vernakalant kontinuierlich zu überwachen, bis sich die klinischen und EKG-Parameter stabilisiert haben. In seltenen Fällen kann es zur Hypotonie kommen. Sie tritt typischerweise frühzeitig auf, entweder bereits während oder kurz nach Beendigung der Infusion.
Vernakalant ist kontraindiziert bei schwerer Aortenstenose, systolischem Blutdruck von unter 100 mmHg und Herzinsuffizienz der Klassen NYHA III und NYHA IV. Des Weiteren ist Vernakalant kontraindiziert bei Patienten mit verlängertem QT an der Basislinie (nicht korrigiert, > 440 msek), schwerer Bradykardie, Sinusknotenstörung oder Herzblock zweiten oder dritten Grades ohne Schrittmacher. Vernakalant ist ebenfalls bei Patienten kontraindiziert, die innerhalb von vier Stunden vor der geplanten Verabreichung von Vernakalant intravenöse Antiarrhythmika (Klasse I und III) erhalten, sowie bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom (einschließlich Herzinfarkt) innerhalb der letzten 30 Tage.
Das Arzneimittel soll voraussichtlich noch vor dem Jahresende in der EU erhältlich sein. Außerdem wird auch eine orale Darreichungsform zur Folgetherapie klinisch erprobt.
Quelle ABDATA-Meldung, 3. September 2010; Informationen der Firmen MSD, München und Cardiome, Vancouver/Kanada.
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