ADEXA-Info

Fortbildungstag in Innsbruck

Fortbildung ohne Grenzen: Unter diesem Motto veranstalteten ADEXA und der Verband Angestellter Apotheker Österreichs (VAAÖ) am 25. September einen gemeinsamen Tag mit Vorträgen zu aktuellen Forschungsthemen mit engem Bezug zur pharmazeutischen Beratung in der Apotheke. Rund 70 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, hochkarätige Vorträge zu besuchen und mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen.
Ulrike Mayer (links) und Barbara Neusetzer
Fotos: van den Heuvel

Gemeinsam für Europas Apothekenangestellte

In ihrem Grußwort unterstrichen die Präsidentin des VAAÖ, Mag. pharm. Ulrike Mayer, und die ADEXA-Vorsitzende Barbara Neusetzer die Bedeutung der Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Neusetzer: "Trotz anderer Rahmenbedingungen werden die Apothekenangestellten in Österreich und in Deutschland von ähnlichen Themen bewegt." Deshalb sei die Gründung eines europäischen Netzwerks zur Sicherung der Arbeitsplätze ein wichtiger Schritt. Eine internationale gewerkschaftliche Vertretung verleihe den Forderungen der Angestellten Nachdruck, ergänzte Mayer. Schließlich seien die zentralen Punkte gleich, nämlich der Anspruch, gute Beratung zu leisten und die Erwartungen der Patienten zu erfüllen.


Christian Prior

Suspekte Verschreibungen, obskure Geräte

Der Innsbrucker Lungenfacharzt Prof. Dr. Christian Prior ging auf die Therapierichtlinien für Asthma bronchiale und COPD ein. Im Mittelpunkt standen die Verschreibung und Anwendung entzündungshemmender und atemwegserweiternder inhalativer Medikamente. Gerade mit technologischen Systemen wie Inhalatoren haben viele Patienten Schwierigkeiten. Prior: "Diese Menschen gehen zuerst in die Apotheke, um sich Hilfe zu holen." Eine weitere Aufgabe des pharmazeutischen Personals sei es, "suspekte Verschreibungen zu erkennen" und dann in den Dialog mit der Arztpraxis zu treten. Dazu gehörten beispielsweise orale β2-Agonisten der ersten Generation als Monotherapeutika. An die Apothekenangestellten äußerte der Facharzt folgende Bitte: "Überprüfen Sie speziell bei Lungenpatienten die richtige Abgabe, etwa von Dosieraerosolen oder Trockenpulverinhalatoren, und unterstützen Sie gerade neu eingestellte Patienten im Umgang mit diesen Systemen!"


Heinz-Erich Wichmann

Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse

Auf die Anwendung der bevölkerungsbezogenen, prospektiven Gesundheitsforschung ging Prof. Dr. Heinz-Erich Wichmann, München, ein. Diese Methode erlaube es, Aussagen zu Risiken aus der genetischen Veranlagung, dem Lebensstil und anderen Umweltfaktoren bei der Krankheitsentstehung zu treffen.

In große Kohortenstudien werden zahlreiche gesunde Menschen aufgenommen, von denen einige im Laufe der Jahre eine chronische Krankheit entwickeln, beispielsweise Diabetes Typ 2. Aus den Studien lassen sich dann Risikofaktoren für die Gesellschaft ableiten.

Anhand des Augsburger Herzinfarktregisters konnten die Forscher zeigen, dass die Zahl der Herzinfarkte rückläufig ist. Außerdem steigt die Lebenserwartung von Herzinfarktpatienten kontinuierlich an, und immer mehr Menschen werden leitliniengerecht therapiert.


Theo Dingermann

Wir behandeln Krankheiten, keine Patienten

Rund 17.000 Menschen sterben in Deutschland Jahr für Jahr an unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Oftmals ist der Grund in einer vom Durchschnitt abweichenden genetischen Ausstattung zu finden. "Momentan behandeln wir nämlich Krankheiten, aber keine Patienten", so das Fazit von Prof. Dr. Theo Dingermann aus Frankfurt. Die Gendiagnostik könne dabei helfen, Arzneimittelwirkungen und mögliche Nebenwirkungen individuell vorherzusagen. "Damit macht die molekulare Diagnostik die Medizin skalierbar", sagte Dingermann. Dies erlaube in vielen Fällen die Prognose, wer von einem Präparat profitiere und wer nicht. Bereits heute habe sich bei der Therapie spezieller Brustkrebsformen mit Tamoxifen eine entsprechende Untersuchung des Erbguts etabliert.

Auch unter ökonomischen Aspekten macht die Gendiagnostik Sinn: Ein neues, kostenintensives Präparat könne gezielt den Patienten mit einem bestimmten Krankheitsbild und Genotyp verabreicht werden, die davon profitieren, und nicht den Non-Respondern oder den Patienten, die möglicherweise nur die Nebenwirkungen des Präparats zu spüren bekämen.


Manfred Schubert- Zsilavecz

"OTC-Switch" bringt mehr Verantwortung

In letzter Zeit haben mehrere Länder Vertreter der Triptane und Protonenpumpeninhibitoren (PPI) aus der Rezeptpflicht entlassen. "Wir können diesen Prozess unter größter Sorgfalt durchführen, aber nicht aufhalten", hob Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Frankfurt am Main, hervor. Es sei ein umfangreicher Katalog an Eckdaten vorhanden, den Arzneistoffe erfüllen müssen, um aus der Rezeptpflicht entlassen zu werden. Dazu gehörten u. a. eine mindestens dreijährige Praxiserfahrung, ein definiertes Wirkprofil, eine Anwendung bei klar umrissenen, nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen sowie ein geringes Interaktionspotenzial, um nur einige zu nennen.

Bei den Triptanen sieht Schubert-Zsilavecz den Kriterienkatalog als erfüllt, bei den PPI als weitgehend erfüllt an. "Diese OTC-Switches sind nur Vorboten für eine Reihe von Wirkstoffklassen, die in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren aus der Verschreibungspflicht entlassen werden." Angesichts der zusätzlichen Verantwortung bei den Präparaten sei das strukturierte Beratungsgespräch in den Apotheken noch wichtiger: "Diese Medikamente sind keine Spielzeuge."


Wolfgang Schlocker

Rezeptur: Meide Fehlerquellen und Obsoletes

Eine Alternative zu Fertigarzneimitteln sind in Apotheken hergestellte Rezepturen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind. Allerdings lauern bei der Herstellung zahlreiche Fehlerquellen: von der falschen Einwaage bis hin zu manifesten oder larvierten Inkompatibilitäten durch chemische oder physikalische Reaktionen. Ass.-Prof. Dr. Wolfgang Schlocker aus Innsbruck stellte anhand von Fallbeispielen Probleme aus der Praxis vor und gab den Teilnehmern dazu umfangreiche Informationsquellen mit auf den Weg. Auch liege es in der Verantwortung der Pharmazeuten, veraltete Rezepturen mit obsoleten Arzneistoffen zurückzuweisen und im Gespräch mit der Arztpraxis nach alternativen Lösungen zu suchen.

Bei allen Teilnehmern stieß das umfangreiche Programm auf breites Interesse. Positiv bewertet wurde gerade die Mischung wissenschaftlicher und praxisorientierter Themen. Einige Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, um am Sonntag Innsbruck zu besichtigen. Dazu bot die vom VAAÖ organisierte Exkursion zu den Swarowski-Kristallwelten eine gute Gelegenheit.


Michael van den Heuvel

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