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Mehrheit hofft auf Gesundheitsreform

BERLIN (ks). Die Gesundheitspolitik ist für die Bundesbürger nach wie vor ein Topthema. Nach Bildung und Arbeitsmarkt ist das Gesundheitswesen für sie das wichtigste Reformfeld. Dabei glauben rund zwei Drittel, dass ihnen eine Gesundheitsreform nutzen wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage zum gesundheitspolitischen Meinungsbild, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) durchgeführt hat. Die Umfrage wurde am 26. Januar in Berlin vorgestellt.
Cornelia Yzer Jeder Patient muss am medizinischen Fortschritt teilnehmen können. Foto: DAZ

Der Umfrage zufolge ist noch immer eine Mehrheit von 67 Prozent mit dem Gesundheitssystem zufrieden, jeder Dritte ist es jedoch nicht. Hakt man aber etwas konkreter nach, zeigt sich, dass das gegenwärtige medizinische Versorgungsniveau dennoch 76 Prozent für gut halten. Mit 74 Prozent sind aber fast ebenso viele der Ansicht, dass zu viel Geld verschwendet wird. Zwei Drittel meinen, das Gesundheitssystem sei für das, was es leistet, zu teuer. 46 Prozent halten den Anspruch, allen Patienten die notwendige Behandlung zukommen zu lassen, für richtig, aber nicht bezahlbar. Und viele glauben, dass es bald noch kostspieliger für sie werden wird. Zwar nennen in der Umfrage lediglich 46 Prozent die Erwartung, dass der Krankenkassenbeitrag in den nächsten Jahren weiter steigen wird (im Vorjahr waren es noch 87 Prozent) – doch nach den jüngsten Ankündigungen vieler Kassen, schon bald Zusatzbeiträge zu erheben, könnte sich dieses Meinungsbild auch schon wieder verändert haben.

Der Gesundheitsfonds hat auch nach über einem Jahr Bestand noch nicht viele Freunde in der Bevölkerung gefunden. Nur ein Viertel spricht sich für seine Beibehaltung aus – das sind vor allem jene, die selbst keine oder nur geringe Beiträge zahlen. 46 Prozent wollen den Fonds dagegen reformiert wissen, jeder Fünfte hätte ihn gerne wieder abgeschafft. Im Übrigen setzt ein Großteil der Menschen auf mehr Wettbewerb: 63 Prozent der Befragten antworteten auf die Frage, ob sie für mehr Wettbewerb auf allen Ebenen des Gesundheitssystems – also bei Krankenkassen, Krankenhäusern, Ärzten, Arzneimittelherstellern und Apotheken – sind, mit "Ja".

Zu den Ergebnissen der Umfrage erklärte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa: "Die Politik muss den Menschen vermitteln, dass man künftig an einem hohen medizinischen Versorgungsniveau festhalten will und deshalb ein besseres Finanzierungsmodell im Gesundheitswesen sucht." Dabei sollten die künftigen Probleme auf der Finanzierungsseite klar herausgearbeitet und sinnvolle und pragmatische Lösungen gesucht werden. Yzer betonte zudem, dass sich die forschenden Pharma-Unternehmen ihrer Mitverantwortung bewusst seien, das Gesundheitssystem finanzierbar zu halten. Sie sprach sich in diesem Zusammenhang erneut für die bereits im schwarz-gelben Koalitionsvertrag angelegten Ansätze aus: Zum einen für eine transparente Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln nach internationalen Standards und zum anderen für direkte Verträge zwischen Herstellern und Kassen. "In beiden Fällen sollte aber die Betrachtung des Behandlungserfolgs und damit das Patienteninteresse im Mittelpunkt stehen," betonte Yzer. Die forschenden Unternehmen setzen vor allem auf Vertragslösungen – wo diese allerdings nicht in Gang kämen, sollte die Kosten-Nutzen-Bewertung als Option bereitstehen.

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