Aus Kammern und Verbänden

Suchtprävention in der Schule

Viele Apotheker halten bereits Vorträge an Schulen, und zwar häufig über gesunde Ernährung. Neu ist ein Unterrichtskonzept zur Suchtprävention, das vom WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen, dem Suchthilfeverein Condrobs und der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) gemeinsam erarbeitet wurde. In einer Fortbildungsveranstaltung der Bayerischen Landesapothekerkammer am 10. Oktober in München wurde es vorgestellt.
Projektgruppe Suchtprävention Helmut Schlager, Maria Baab, Anne Lubinski, Steffi Grothen, Christiane Fahrmbacher-Lutz (von links).
Foto: WIPIG

Ministerialrat Dr. Ellegast vom bayerischen Kultusministerium ermunterte in seinem Grußwort die Apotheker, sich in der Suchtprävention zu engagieren. Das Thema Sucht stehe in den Schulen meist in der 5. und in der 10. Klasse auf dem Stundenplan. Die Lücke dazwischen könnte gut durch Aktionen der Apotheker gefüllt werden, zumal die Apotheker durch ihr hohes Ansehen in der Bevölkerung von den Schülern ernst genommen und gehört werden.

Mehr als Pharmakologie der Suchtstoffe

Apothekerin Christiane Fahrmbacher-Lutz, Augsburg, Gründungs- und Vorstandsmitglied der BAS, führte in das Thema ein. Sie betonte, dass die Vermittlung von pharmakologischen Fakten noch keine Suchtprävention sei: "Mit einer alleinigen Informationsveranstaltung werden wir keinen Präventionserfolg bei den Schülern haben." Vielmehr müsse man die Jugendlichen mit einem interaktiven Konzept erreichen, das auch didaktische, pädagogische und psychologische Aspekte berücksichtigt. Ein solches Konzept stelle das neue Unterrichtskonzept von WIPIG, BAS und Condrobs dar.

Priv.-Doz. Dr. med. Wodarz, Leiter des Bereichs Klinische Suchtmedizin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg und 1. Vorsitzender der BAS, berichtete, welchen Stellenwert der Konsum von legalen und illegalen Drogen bei Jugendlichen hat. Erfreulicherweise ist der Konsum insgesamt in den letzten Jahren zurückgegangen. Der Anteil der Jugendlichen mit gefährlichem Konsum nimmt jedoch zu.

Internet


WIPIG-PZ-Präventionskongress am 30./31. 10. 2010 in München

www.wipig.de


Wichtig für die Suchtprävention sei vor allem eine gute Nicotin-Prävention, weil Nicotin eine "Einstiegsdroge" für andere Suchtmittel ist. Aufgrund von Besonderheiten des "pubertären" Gehirns sind die Auswirkungen des Drogenkonsums in dieser Lebensphase besonders schwerwiegend. Es sei schon viel gewonnen, wenn man den Drogenkonsum zumindest einige Jahre hinauszögern kann.

Didaktische Tipps für den Unterricht

Diplom-Pädagogin Anne Lubinski, Leiterin von Inside @ School bei Condrobs und Mitglied im Fachausschuss Prävention der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), stellte das gemeinsam erarbeitete Unterrichtskonzept vor und beantwortete den Zuhörern viele Fragen: Wie komme ich mit den Schülern ins Gespräch? Wie kann ich meinen Standpunkt klar machen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben? Welche Sprachregeln sollten vereinbart werden? Wie kann ich Substanzinformationen jugendgerecht vermitteln? Wie gehe ich mit schwierigen Schülern um? Wodurch erreiche ich, dass der Vortrag auch nachhaltig ist? Auch Lubinski betonte, dass man die Information über die Suchtstoffe in einen größeren Zusammenhang stellen muss: "Wenn Jugendliche verstehen, welche Wünsche und Bedürfnisse hinter dem Konsum stehen, fällt es ihnen viel leichter, für sich selbst eine Palette von unschädlichen Alternativen zu entwickeln."


Maria Baab, WIPIG

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