- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 47/2010
- Krankenversicherung: Für...
DAZ aktuell
Krankenversicherung: Für Millionen nur ein Traum
WHO-Generaldirektorin Margaret Chan präsentierte den aktuellen Weltgesundheitsbericht im Beisein von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (beide FDP) im Bundesgesundheitsministerium. Die Finanzierung der Gesundheitssysteme sei nicht nur für Entwicklungsländer ein großes Problem, erklärte Chan. Auch in Ländern wie Griechenland, Portugal und Polen überschulden sich dem Bericht zufolge viele Menschen, um ihre medizinische Behandlungen zu bezahlen. In den USA seien die hohen Behandlungskosten die Hauptursache für private Pleiten. "Niemand sollte finanziellen Ruin befürchten müssen, weil er medizinische Behandlung benötigt", so Chan.
Vorschläge für arme und reiche Länder
Letztendlich sind die Probleme weltweit gleich: Überall wird um Geld gerungen, um die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung bezahlen zu können. Nicht nur hierzulande nehmen die chronischen Erkrankungen zu und wird die medizinische Behandlung immer teurer. Die WHO-Generaldirektorin forderte die Regierungen auf, "die Gesundheitsfinanzierung zu verbessern und die gesundheitliche Absicherung zu stärken". Ärmere Staaten sollten mehr Finanzmittel für den Gesundheitsbereich beschaffen, etwa durch Steuern auf Alkohol und Tabak oder eine erhöhte Mehrwertsteuer. Dem Report zufolge hat eine Prüfung von 22 Ländern mit niedrigem Einkommen ergeben, dass sie durch eine 50-prozentige Anhebung der Tabaksteuer insgesamt 42 Milliarden US-Dollar aufbringen könnten. Der Zugang zu einem geringen Angebot an Gesundheitsleistungen kostet in Entwicklungsländern rund 44 Dollar pro Kopf. Mehr als 30 Länder geben aber unter 35 Dollar pro Kopf aus.
Mehr Effizienz im Arzneimittelbereich
An reichere Länder appellierte Chan, für mehr Effizienz in ihren Gesundheitssystemen zu sorgen. In Krankenhäuser werden laut WHO zum Beispiel jährlich nahezu 300 Milliarden US-Dollar (rd. 220 Mrd. Euro) vergeudet – schlicht aus Ineffizienz. Aber auch im Arzneimittelbereich finden sich dem Bericht zufolge mit am häufigsten Ursachen für Ineffizienzen. Oft kämen statt günstiger Gernerika kostspielige Arzneimittel zum Einsatz. In vielen Bereichen sei zudem eine Überversorgung mit Antibiotika und Injektionen zu beobachten. Mit dem Abbau unnötiger Ausgaben für Arzneimittel, ihrem sinnvolleren Einsatz und besserer Qualitätskontrolle könnten die Länder bis zu 5 Prozent ihrer Gesundheitsausgaben sparen, so der Bericht.
Ein Patentrezept gibt es nicht
Bundesgesundheitsminister Rösler machte deutlich, welche Voraussetzungen für einen Zugang aller zur Gesundheitsversorgung notwendig sind: eine stabile Einnahmeseite, ein fairer Lastenausgleich in der Gesellschaft sowie eine effiziente Verwendung der Mittel innerhalb des Systems. Rösler und Niebel bekräftigten beide: "Für den Aufbau von Gesundheitssystemen gibt es keine Patentlösungen." Jedes Land müsse seinen eigenen Weg gehen und dabei historische, kulturelle und sozioökonomische Gegebenheiten berücksichtigen.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.