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Gesundheitspolitik
Wochenblister in Heimen: Pilotprojekte laufen aus
Seit Mitte 2009 läuft das Berliner Wochenblister-Projekt: 21 Berliner Pflegeeinrichtungen, rund 600 AOK-versicherte Heimbewohner und 14 Apotheken nehmen daran teil. Im Februar hatten die AOK Nordost und die Kohl-Tochter 7x4 Pharma erste Teilergebnisse ihrer projektbegleitenden Studie vorgestellt (siehe AZ 9/2011, S. 3). Im Mai soll auf dem Hauptstadtkongress der Abschlussbericht präsentiert werden. Die Partner sahen schon in den Zwischenergebnissen einen Teil ihrer Erwartungen bestätigt: So werde das Wochenblister-Konzept vom Pflegepersonal der teilnehmenden Heime befürwortet und man habe Einsparungen von 10,6 Prozent aufgrund geringeren Verwurfs realisieren können. Nun soll der abschließende Bericht noch aufzeigen, welche zusätzlichen Kosteneinsparungen bei der Versorgung chronisch Kranker erwartet werden können.
"Wir können nach über eineinhalb Jahren den Nutzennachweis der Verblisterung im Praxistest in Deutschland erbringen", gibt sich Jörg Geller, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kohl Medical AG, überzeugt. Dennoch: Die Testphase ist vorbei – und ein Übergang in die Regelversorgung ist nicht in Sicht. Nun pocht man auf gesetzliche Rahmenbedingungen für die Versorgung mit den Wochenblistern. "Wir sind bereit, gemeinsam mit der Politik und den Kostenträgern die nächsten Schritte für die Regelversorgung zu gehen", so Geller.
Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement bei der AOK Nordost, hatte noch im Februar gesagt, er könne sich vorstellen, weitere Pflegeeinrichtungen in das Projekt einzubinden, wenn sich der erste gute Eindruck bestätige. Längerfristig könnte das Modell auch auf die ambulante Versorgung ausgedehnt werden. Es stellte allerdings auch klar, dass bis dahin die Rahmenbedingungen optimiert werden müssten.
Forderung nach Honorierungsregelungen
So fordern die Projektpartner – neben 7x4 und der AOK ist der Bundesverband Deutscher Apotheker e.V. (BVDA) mit im Boot – nun erneut verbindliche gesetzliche Grundlagen für die Verblisterung. Dazu zählen für sie unter anderem "sachadäquate Gestaltungsspielräume bei der Beschreibung der Einsatzfelder für verblisterte Arzneimittel", Honorierungsregelungen auf freiwilliger vertraglicher Basis und Gestaltungsmöglichkeiten für eine Zuzahlungsbefreiung.
Ob die Politik auf diese Wünsche eingehen wird, ist derzeit nicht absehbar. Klar ist nur: Vorerst verschwinden die industriell gefertigten Wochenblister aus der Versorgung. Bei 7x4 wird nicht mehr produziert. Es werde aber weiter entwickelt und getestet, sagte ein Kohl-Sprecher gegenüber der AZ. Noch hat man die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Blister eines Tages ihren Platz im Versorgungsalltag finden.
AZ 2011, Nr. 16/17, S. 3
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