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- AZ 7/2011
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Gesundheitspolitik
Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Aus der Analyse des gesundheitspolitischen Umfelds zog ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz kein positives Fazit. Das AMNOG sei ein reines Spargesetz. Es sei nicht getragen vom Wunsch, die Qualität der Versorgung zu erhöhen. Die reduzierte Großhandelsmarge auf der einen und der erhöhte Apothekenabschlag auf der anderen Seite seien fatal. Schmitz betonte, dass man sehr genau beobachten werde, wie sich der Großhandel insgesamt verhalte.
Die Folgen der aktuellen Gesetzgebung im Alltag verdeutlichte der stellvertretende ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. In der Apotheke scheitere man an der Aufgabe, den Patienten nicht nur ihr Arzneimittel zu erklären, sondern die gesamte Komplexität der Arzneimittelversorgung. Man müsse ernsthaft darüber nachdenken, ob die Apotheker zukünftig noch bereit seien, ihre funktionierende Infrastruktur für die Umsetzung solcher bürokratischer Monster zur Verfügung zu stellen. Noch funktioniere "das Spiel", so Schmidt, aber es sei an der Zeit zu überlegen, ob man sich nicht aggressiver als bisher auch verweigern könne und sage: "Wir können das nicht umsetzen, es versteht niemand mehr."
Die Frage nach der Strategie für die Zukunft
An einer klaren Zukunftsvorstellung mangele es nicht, so Schmidt. Sie lasse sich auf die einfache Formulierung reduzieren, dass die Zukunft pharmazeutisch entschieden werde, betonte er. "Wir glauben ganz fest, dass die Zukunft der Apotheke von der Pharmazie abhängt!" Das mache den Apotheker einzigartig und unterscheide ihn von anderen. Das Problem sei die praktische Umsetzung dieser Idee als Existenzgrundlage der Apotheke. Doch hier sei man einen großen Schritt vorangekommen. Inhalte wie Wirkstoffverordnung, Therapiebegleitung und Medikationsmanagement finden sich in dem Konzept, das gemeinsam von der ABDA und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entwickelt worden sei. Man befinde sich im Moment in einer "intensiven Verhandlungsphase" mit der KBV, das Konzept habe mittlerweile "ein hohes Maß an Verbindlichkeit", aber leider könne man aus Rücksicht auf die Verhandlungspartner keine Details mitteilen. Aber, so Schmidt sehr optimistisch, man werde das Konzept "zeitgerecht in den politischen Prozess im Sommer einspielen".
Gefahr Pick-up-Stellen
Die Frage, ob und wann Pick-up-Stellen verboten werden, konnte nur unbefriedigend beantwortet werden. Entsprechende Bemühungen waren bisher politisch leider nicht erfolgreich. Jetzt werde versucht, Rahmenbedingungen für Pick-up-Stellen zu formulieren. Das hält ABDA-Geschäftsführer Lutz Tisch für äußerst bedenklich. Man sei im höchsten Maße alarmiert, weil es bedeuten könnte, dass in einer Drogerie mit Pick-up-Stelle jetzt erhöhte Sicherheitsstandards eingeführt werden, um es eventuell zu ermöglichen, in der Drogerie dann noch unbedenkliche Arzneimittel dem Kunden zugänglich zu machen. Tisch gab zu bedenken, dass auf diesem Wege die Politik vielleicht eine "Apotheke light" präsentieren möchte. Man werde weiterhin intensiv an diesem Problem arbeiten, allerdings könne man nicht prognostizieren, wann man hier Erfolg haben werde.
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