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- AZ 9/2011
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Gesundheitspolitik
Finger weg!
Happy hour, Boni, Zugabe, Taler, Niedrigpreis-Aktionen – dem Vorsitzenden der Monopolkommission, Justus Haucap, geht der derzeitige Wettbewerb unter Apotheken noch lange nicht weit genug. Er möchte Öl ins Feuer gießen, es weiter entfachen und den Wettbewerb auf verschreibungspflichtige Arzneimittel ausdehnen. Sein Brandbeschleuniger heißt Apothekentaxe: Apotheken sollen ihren Aufschlag, die Taxe auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, selbst festsetzen können auf einen Betrag zwischen 0 und maximal 10 Euro. Patienten und Beitragszahler würden um bis zu 450 Mio. Euro entlastet.
Was auf den ersten Blick so harmlos daher kommt und von dem einen oder anderen Apotheker sogar schon heimlich gewünscht wurde, könnte – und da nimmt er kein Blatt vor den Mund – der Tod von rund 1000 Apotheken oder mehr sein. Die Einführung einer Apothekentaxe würde vor allem Apotheken treffen in Großstadtlagen, Apotheken, die relativ dicht beieinander liegen. Hier würden in der Tat nur die starken und großen Apotheken überleben. Eine Apotheke könnte Kunden damit locken, rezeptpflichtige Arzneimittel ohne oder nur mit einem geringen Aufschlag, weit unter 10 Euro, zu bekommen.
Neu sind die Vorschläge des Ökonomen nicht. In einem Gutachten der Monopolkommission an die Bundesregierung hatte er sie bereits im vergangenen Jahr eingebracht, allerdings ohne Erfolg. Die Bundesregierung lehnte ein solches Modell für mehr Wettbewerb rundherum ab. Aus gutem Grund. Einem Patienten, der sein Arzneimittel dringend benötigt, darf es nicht zugemutet werden, die günstigste Apotheke suchen zu müssen. Zudem könnten Apotheken in konkurrenzloser Lage, beispielsweise auf dem Lande, stets die Höchsttaxe verlangen, da die meisten Patienten darauf angewiesen wären. Und wo blieben schließlich Vielfalt und Wettbewerb, wenn von drei Apotheken in einer Einkaufsstraße zwei schließen müssten und dann die dritte überlebende Apotheke ihre Apothekentaxe wieder auf 10 Euro anhöbe?
Damit nicht genug. Haucap möchte auch einige OTC-Arzneimittel, die in seinen Augen keiner Beratung bedürfen, wie beispielsweise kleine Analgetika, aus der Apothekenpflicht entlassen und zum Verkauf in anderen Vertriebsstellen zulassen. Ganz abgesehen davon, dass dies pharmakologisch höchst bedenklich ist – die aktuelle Paracetamol-Diskussion zeigt es – , würde dies die wirtschaftliche Situation der Apotheke weiter schwächen.
Also, Finger weg von solchen Vorschlägen, die Apotheke ist keine Spielwiese für Wirtschaftsprofessoren.
Peter Ditzel
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