Arzneimittel und Therapie

HPV-Impfung auch bei Männern wirksam

Von einer Impfung gegen humane PapillomaViren (HPV) können möglicherweise nicht nur Frauen, sondern auch Männer profitieren. Auch hier kann die Entstehung von Krebsvorstufen verhindert werden. Aufgrund der kurzen Beobachtungszeit können derzeit noch keine Aussagen zum Einfluss auf die Krebshäufigkeit getroffen werden.

Infektionen mit dem HPV sind häufig und treten bei Frauen und Männern etwa gleich oft auf. Seit einiger Zeit werden für Mädchen und junge Frauen Impfungen gegen Hochrisiko-HP-Viren (HPV-6, -11, -16 und -18) empfohlen, um die Entstehung maligner Läsionen im Genitalbereich zu verhindern. Infektionen mit HP-Viren können auch bei Jungen und Männern zu Genitalwarzen und Krebsvorstufen oder malignen Erkrankungen an den äußeren Genitalen (Penis, Analregion) oder im Rachenraum führen. Man schätzt, dass knapp ein Viertel aller HPV-assoziierter Tumore bei Männern (vor allem bei Homosexuellen) auftreten. Daher könnte auch eine Impfung von Jungen und jüngeren Männern sinnvoll sein. Eine aktuelle Studie befasst sich mit dieser Frage und untersucht Wirksamkeit und Sicherheit einer quatrivalenten Vakzine.

An der randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Studie nahmen 4065 gesunde Jungen und Männer im Alter zwischen 16 und 26 Jahren aus 18 Ländern teil. Sie erhielten entweder einen Impfstoff, der gegen vier HPV-Typen (HPV-6, -11, -16, -18) gerichtet ist, oder eine Placeboinjektion. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 2,9 Jahre. Die Daten wurden mithilfe einer Per-Protokoll-Analyse (alle Probanden waren zu Studienbeginn HPV-negativ und erhielten die drei vorgesehenen Impfungen) und mit einer Intention-to-treat-Analyse (unabhängig vom HPV-Status) ausgewertet.

Die geimpften Probanden erkrankten deutlich seltener an äußeren Genitalläsionen wie Genitalwarzen oder Krebsvorstufen. Am meisten profitierten Studienteilnehmer, die alle drei Impfdosen (vollständige Impfung) erhalten hatten und die zu Impfbeginn keine Infektionen mit den HPV-Typen aufwiesen, gegen die der Impfstoff gerichtet ist. Bei dieser Gruppe (Per-Protocol-Population) traten in der Verum-Gruppe sechs, in der Placebo-Gruppe 36 äußere Genitalläsionen auf. Somit wurde durch die Impfung eine Schutzwirkung gegenüber allen HPV-Typen von insgesamt 84% festgestellt. Hinsichtlich der HPV-Typen 6, 11, 16, 18 hatte sie einen Schutz von 90%. Bei heterosexuellen Probanden lag die Effektivität der Impfung bei 92%, bei homosexuellen bei 79%. Betrachtet man die Art der genitalen Läsion, so konnten durch die Impfung 89% der Genitalwarzen verhindert werden, Krebsvorstufen zu 100%.

Bei einer Auswertung der Daten in der Intention-to-treat-Population (bei Studienteilnehmern, die zum Zeitpunkt des Impfbeginns bereits mit den in der Vakzine enthaltenen HP-Viren infiziert waren und die teilweise nicht alle Impfdosen erhalten hatten) zeigte sich folgendes Bild: In der Verum-Gruppe traten 36 externe genitale Läsionen auf, in der Placebo-Gruppe 89. Das entspricht einer Wirksamkeit der Impfung von 60%. Bezogen auf Läsionen, die durch HPV-6, -11, -16 und -18 verursacht werden, betrug die Wirksamkeit 66%. Die Impfung führte bei 67% der Probanden zu einem Schutz vor Genitalwarzen.

Über unerwünschte Ereignisse nach der Injektion berichteten 64% der Placebo-Gruppe und 69% der Verum-Gruppe. Sie hingen überwiegend mit der Injektion zusammen und in der Verum-Gruppe waren Schmerzen an der Einstichstelle häufiger als in der Placebo-Gruppe. In keiner Gruppe traten ernsthafte Nebenwirkungen auf.


Quelle

Giuliano A., et al.: N Engl J Med (2011) 364, 401– 411.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 14, S. 39

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