Arzneimittel und Therapie

Vier-Jahres-Daten für Odanacatib

Inhibitoren von Kathepsin K werden für die Therapie der Osteoporose entwickelt. Odanacatib hat bislang die Nase vorn. Die Ergebnisse der Phase-IIb-Studien sind vielversprechend, Mitte 2011 werden die Daten einer Phase-III-Frakturstudie mit 16.300 Patienten erwartet.

Ein neues pharmakologisches Target in der Therapie der Osteoporose ist Kathepsin K. Es handelt sich dabei um ein Enzym, das insbesondere die Proteinbestandteile des Knochens abbaut und damit entscheidenden Einfluss auf den Knochenstoffwechsel hat. Wird Kathepsin K ausgeschaltet, etwa in einem Tiermodell mit Kathepsin-K-defizienten Mäusen, wird die Knochenformation gesteigert und eine hohe Knochenmasse erreicht, erläuterte Prof. Dr. Michael Amling vom Institut für Osteologie und Biomechanik in Hamburg auf dem diesjährigen Osteologiekongress in Fürth. Beim Menschen führt eine genetisch bedingte Unterfunktion von Kathepsin K zu einer extrem seltenen Knochenkrankheit, der Pyknodysostose.

Zuwachs an Knochendichte

Die selektive Hemmung von Kathepsin K mit dem Inhibitor Odanacatib erwies sich in klinischen Studien als erfolgreiches Wirkprinzip in der Therapie der Osteoporose. In einer Phase-IIb-Studie, die inzwischen im fünften Jahr weitergeführt wird, wurden 141 postmenopausale Frauen mit niedriger Knochendichte (BMD-T-Score zwischen -2,0 und -3,5 an Lendenwirbelsäule, Femurhals, Trochanter oder Hüfte) eingeschlossen, und zunächst für zwei Jahre, anschließend für zwei weitere Jahre mit einmal wöchentlich 50 mg Odanacatib oder Placebo behandelt. Bei Frauen, die über vier Jahre Verum erhielten (n = 13), kam es zu einem Zuwachs der Knochendichte zwischen dem dritten und vierten Behandlungsjahr um 2,8% an der Lendenwirbelsäule und 2,7% an der Hüfte. Im Vergleich zum Ausgangswert nahm die Knochendichte innerhalb von vier Jahren um 10,7% an der Lendenwirbelsäule und um 8,3% an der Hüfte zu. Auch die Biomarker für die Resorption blieben niedrig (-41% gegenüber dem Ausgangswert), die Biomarker für den Knochenaufbau dagegen unverändert. Bei 38 Frauen, die nach zwei Jahren Odanacatib-Therapie auf Placebo umgestellt wurden, kehrten sich die Effekte auf die Knochendichte und die Knochenmarker um. "Die gewonnene Knochenmasse wird schnell nach dem Absetzen wieder verloren", so Amling. Auch die Wirkung anderer Osteoporose-spezifischer Therapien hält nach dem Absetzen nicht langfristig an. "Die Osteoporosetherapie ist eine lebenslange Therapie, ähnlich der Hypertonietherapie", konstatierte Amling. Bis Odanacatib dafür zur Verfügung steht, wird es allerdings noch dauern – schätzungsweise zwei Jahre.


Quelle

Prof. Dr. Michael Amling, Hamburg: "Osteoporose und Schmerz: Therapieoptionen jetzt und in Zukunft", Fürth, 25. März 2011, veranstaltet von der MSD Sharp & Dohme GmbH, München.


Apothekerin Dr. Beate Fessler



DAZ 2011, Nr. 23, S. 39

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