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Den Patienten für Selbstmedikation befähigen

ROM (diz). Verbraucher, die ein gutes Wissen haben und gut informiert sind, haben eine bessere Ausgangsposition, Gesundheitsvorsorge und Selbstmedikation zu betreiben. Es ist daher im Interesse der Gesellschaft, sicherzustellen, dass Verbraucher dazu befähigt sind. Der europäische Verband der Arzneimittelhersteller (AESGP) befasste sich auf seiner Jahrestagung in Rom (8. bis 10. Juni) mit der Frage, wie Kunden besser auf die Selbstmedikation vorbereitet werden können.
Foto: DAZ/diz
PGEU-Präsident Heinz-Günter Wolf: Die europäischen Apotheker sind bereit, den Patienten in der Selbstmedikation zu unterstützen.

In seiner Eigenschaft als Präsident der Pharmazeutischen Gruppe der Europäischen Union (PGEU) war ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf zur AESGP eingeladen worden, um die Sichtweise der Apotheker zu vertreten. Die PGEU repräsentiert die Apothekerverbände von 32 Staaten der EU mit 400.000 Offizinapothekern und 160.000 öffentlichen Apotheken. Es ist die drittgrößte Gruppe der Gesundheitsberufe in der EU.

Sicher, effektiv und effizient

Aus Sicht des Apothekers gebe es zur Frage, wie der Verbraucher, der Patient besser für die Selbstmedikation gerüstet werden kann, drei Schlüsselprinzipien, so Wolf: Selbstmedikation muss sicher sein, effektiv und effizient. Da nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel auch Gesundheitsrisiken bergen und mitunter auch missbräuchlich angewendet werden, muss sich der Apotheker dieser Risiken bei der Abgabe bewusst sein. Nachweislich ist Selbstmedikation effektiver, wenn sie nach Beratung durch Gesundheitsberufe, insbesondere durch Apotheker stattfindet. Und: Selbstmedikation bietet die Möglichkeit, Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem zu erzielen.

Eine stärkere Einbindung des Apothekers in die Selbstmedikation sollten die Ärzte nicht als Bedrohung auffassen. Es stellt vielmehr eine Möglichkeit dar, dass Arzt und Apotheker effektiver zusammenarbeiten.

Werden Arzneimittel in die Selbstmedikation entlassen, dann soll dieser Switch auch den Sachverstand des Apothekers berücksichtigen und der Apotheker soll adäquat darauf vorbereitet werden. Auch erwarten Patienten zu Recht von den Gesundheitsberufen, dass sie ihre Selbstbestimmung respektieren. Dies führte Wolf zu vier generellen Überlegungen:

  • Die Befähigung des Patienten zur Selbstmedikation bietet die Möglichkeit für Patienten und Apotheker, ihre Beziehung in neue Richtungen zu entwickeln.

  • Ein proaktiver Ansatz zur Selbstmedikation bietet Möglichkeiten für Einsparungen im Gesundheitssystem. Die Apotheke steht dabei im Mittelpunkt dieses Prozesses.

  • Die Befähigung des Patienten zur Selbstmedikation darf nicht verwechselt werden mit einer stärkeren Kommerzialisierung von Medizin und Gesundheitsfürsorge.

  • Apotheker sind bereit und willens, ihre Rolle in diesem System zu übernehmen. Die Apotheker müssen sicherstellen, dass sich ihre Berufspraxis den Herausforderungen und Möglichkeiten stellt.



DAZ 2011, Nr. 24, S. 26

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