Aus der Hochschule

Botanische Exkursion ins Taubertal

Chemische Strukturen, Reaktionsmechanismen und Theorien dominieren in der Regel den Alltag der Pharmaziestudierenden. Aber auch die Kenntnis über Pflanzen, deren Aufbau, Verwandtschaft, Erkennungsmuster und pharmazeutisch relevanten Inhaltsstoffe gehören zum Lehrstoff. Für alle, die sich für die Botanik begeistern, veranstaltete das Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Frankfurt am 28. Mai 2011 eine botanische Exkursion ins Taubertal.
Foto: Zündorf
Liebliches Taubertal Frankfurter Pharmaziestudierende mit Dr. Eric Martin (links).

14 Studenten folgten dieser Einladung unter Leitung von Frau Dr. Zündorf und erreichten nach 75-minütiger Fahrt das Taubertal, das sich von Wertheim am Main nach Süden erstreckt. Vor Ort übernahmen Prof. Dr. Markus Veit, Dr. Eric Martin und Andreas Protte die Leitung. Querfeldein wanderten wir durch zwei Naturschutzgebiete und ließen uns die ökologischen Umstände der Vegetation und die Besonderheiten der dort wachsenden Pflanzen erklären.

"Naturschutzgebiet" bedeutet nicht, dass die Natur völlig sich selbst überlassen bleibt und jeder Eingriff von Menschenhand verboten ist. Eine schützenswerte Vegetation (die meistens auch dem Schutz seltener Tiere dient) kann z. B. durch eine besondere Art der landwirtschaftlichen Nutzung entstehen und benötigt entsprechende Pflegemaßnahmen zu ihrem Erhalt. So ist die scheinbar unberührte Natur eines Naturschutzgebietes oft das Ergebnis von gezielten menschlichen Eingriffen.

Kalk-Magerrasen mit Orchideen

Zuerst wanderten wir zwei Stunden lang durch das Naturschutzgebiet Elsberg in der Gemeinde Böttigheim (Bayern). Auf kalkhaltigem, trockenem Grund wachsen dort mehr als 500 Pflanzenarten, die einen hohen pH-Wert benötigen oder tolerieren. Nicht weniger als 20 der insgesamt 40 in Bayern heimischen Orchideenarten kommen dort vor. So sahen wir auch die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), die durch die Aussendung von Pheromonen männliche Bienen zu ihren Blüten lockt, die (fast) wie Bienen aussehen. Auch der Diptam (Dictamnus albus) ist dort häufig anzutreffen. Der Volksmund nennt diese Staude "Brennender Busch", denn in der Sommerhitze verdunstet sie viel ätherisches Öl, das entzündet werden kann. Allerdings können die darin enthaltenen Furanocumarine zu phototoxischen Reaktionen führen (s. DAZ 2010, Nr. 31, S. 76).

Danach besichtigten wir das älteste (seit 1941) Naturschutzgebiet des Taubertals, den Apfelberg im Nachbarort Werbach (Baden-Württemberg), wo im Kalk-Magerrasen ebenfalls zahlreiche Orchideenarten stehen. Leider kamen dieses Jahres wegen des zeitweise sehr heißen, trockenen Frühjahrs viele Pflanzen nicht zur Blüte, und die wenigen blühenden Orchideen waren meistens schon vertrocknet. So richteten wir unseren Blick auf die Gräser, Bäume und Sträucher.

Wir danken der fachkundigen Gruppe um Prof. Dr. Markus Veit für ihren freiwilligen Einsatz, uns außerhalb des Hörsaals mehr über die Botanik beizubringen, und der Bionorica SE, die den Bus zur An- und Abfahrt sponsorte. So war die Teilnahme sogar kostenlos. Auch nächstes Jahr soll es wieder eine botanische Exkursion geben.


David Reiner



DAZ 2011, Nr. 28, S. 78

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.