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Souveräne Patienten, fremdbestimmte Mediziner?
Ärzte sind – ähnlich wie auch Apothekenteams – zunehmend mit aufgeklärten und selbstbewussten Patienten konfrontiert, die sich oft schon online über mögliche Diagnosen und Therapieoptionen informiert haben. Ein zweischneidiges Schwert: Einerseits kann die Aktivität und Mitverantwortung des Patienten seine Heilung fördern, andererseits finden sich gerade im Internet viele unseriöse Quellen und die gezielte Suche nach verlässlichen Informationen ist für Laien schwierig. Das kann das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient belasten. Und was für jüngere, internetaffine Menschen gilt, hat sich noch lange nicht in allen Bevölkerungsgruppen durchgesetzt. Insbesondere ältere Menschen sind oft noch so geprägt, dass sie dem Gesundheitssystem (zur sehr) vertrauen. Der Präventionsgedanke müsse sich noch stärker durchsetzen, zum Beispiel durch entsprechenden Schulunterricht, so Wolfram-Arnim Candidus, Präsident der Bürgerinitiative Gesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten.
Eine wichtige Rolle spielen in dieser Diskussion die Selbsthilfegruppen. Diese brauchen allerdings mehr Mitspracherechte, um die Patienten gezielt informieren zu können, betonte Karin Stötzner, Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss.
Auch die Kassen sollten ihre Versicherten besser informieren, damit diese sich gut auf Arzttermine bzw. Krankenhausaufenthalte vorbereiten können, sagte Gerhard Schillinger vom AOK-Bundesverband. Als Schritt in diese Richtung nannte er den Arztnavigator von AOK und Barmer GEK.
Vom Umgang mit mündigen Patienten
"Wie viel Selbstbestimmung darf’s denn sein?" Auch für Apotheken stellt sich häufig diese Frage, die das Motto der Berliner Veranstaltung bildete. Selbstmedikation ist einerseits zu einem zentralen und politisch gewollten Bestandteil des Gesundheitssystems geworden und erweitert damit auch die pharmazeutischen Kompetenzen der Apotheken. Doch muss im Beratungsgespräch immer wieder ausgelotet werden, ob die Selbstdiagnose des Patienten plausibel erscheint oder ein Besuch beim Arzt empfohlen werden muss. Ein Hinweis auf Selbsthilfegruppen ist gerade bei chronischen Krankheiten sicherlich immer in Betracht zu ziehen.
Auch die Anleitung zur Prävention ist ein Feld, in dem sich Apotheken noch stärker betätigen können – innerhalb der Offizin wie auch außerhalb.
Fazit: Souveräne Patienten sind zwar nicht unbedingt "pflegeleicht", doch sind sie für die Gesundheitsakteure eine lösbare Herausforderung. Die Fremdbestimmtheit von Medizinern und Apothekern durch die Kassen ist dagegen das weitaus größere Problem, wie die Rabattverträge täglich zeigen.
Quellen: Pressemitteilung der KBV
vom 26. 10. 2011; Ärzte Zeitung vom 26. 10. 2011.
Dr. Sigrid Joachimsthaler
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