DAZ aktuell

Kooperation für bessere Compliance

HANNOVER (tmb). Die engere Zusammenarbeit von Ärzten, Apothekern und Patienten gilt als aussichtsreicher Weg zu einer besseren Compliance. Dieser Zusammenhang soll in Niedersachsen in einem Bündnis "System-Compliance" nachgewiesen werden. Die Zusammenarbeit wurde im Juni 2010 vereinbart, im Herbst 2010 begann das Projekt. Nun liegen erste Ergebnisse vor, die das Interesse der Patienten verdeutlichen.

Das Ziel des Projektes ist, alle Partner im Gesundheitswesen zusammenzuführen und dadurch die Wirksamkeit, Sicherheit und Effizienz der Behandlung zu verbessern. Partner des Bündnisses sind die Kassenärztliche Vereinigung und die Apothekerkammer Niedersachsen, die Medizinische Hochschule Hannover (MHH), die Krankenkassen AOK Niedersachsen, Barmer GEK, DAK und HKK sowie die Herstellerunternehmen MSD Sharp & Dohme und Pfizer. Das Konzept wird in einem auf ein Jahr angelegten Versuch im niedersächsischen Landkreis Stade geprüft. Dort arbeiten Ärzte und Apotheker mit den Kooperationspartnern zusammen. Dabei sollen die individuelle Therapietreue und die System-Compliance der Patienten verbessert werden, um überflüssige Polymedikation, unerwünschte Ereignisse und Interaktionen zu vermeiden.

Im Rahmen des Projektes wurden Teilnehmer eines Disease-Management-Programmes (DMP) zu Diabetes mellitus Typ 2 im Alter zwischen 18 und 75 Jahren angeschrieben und um Beantwortung eines Fragebogens gebeten. Sie sollten Auskunft über die Zusammenarbeit mit dem Arzt und dem Apotheker und über die Anwendung von OTC-Arzneimitteln, insbesondere Analgetika, geben. Zur aktiven Einbindung wurde den Patienten ein Medikamentencheck bei den teilnehmenden Ärzten oder Apothekern angeboten. Außerdem wurde eine fallbezogene Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern geplant. Das ganze Projekt basiert auf der freiwilligen Teilnahme aller Beteiligten ohne finanzielle Anreize.

Interesse an Medikationsberatung

Nach Angaben der Apothekerkammer Niedersachsen ist das Modellprojekt sehr erfolgreich gestartet. Mit über 200 eingeschriebenen Patienten sei die erwartete Zahl der Patienten weit übertroffen worden. Offenbar sei eine regional aufgebaute Struktur fähig, Modellprojekte zur Optimierung der Arzneimittelversorgung durchzuführen. Die ersten Ergebnisse würden die Annahme bestätigen, dass die Patienten mehr als fünf Arzneimittel pro Woche einnehmen, was bei DMP-Teilnehmern allerdings nicht verwunderlich erscheint. Im Durchschnitt waren es 5,5 Arzneimittel. Der Durchschnitt der rezeptpflichtigen Schmerzmittel lag bei 0,6 Medikamenten pro Patient und Woche, berichtet die Apothekerkammer Niedersachsen. Rezeptfreie Schmerzmittel seien weniger als erwartet angewendet worden. Für den Medikamentencheck habe sich die Mehrzahl der Patienten an die Ärzte gewandt. Die Zusammenarbeit mit Apothekern und Ärzten sei gleichermaßen gut bewertet worden. Die Patienten hätten großes Interesse an der Beratung bezüglich der Medikation gezeigt. Ob die Therapietreue und letztlich auch die Behandlungsqualität verbessert wurden, soll die weitere Evaluation zeigen.


Zum Weiterlesen


Modellprojekt

Mehr Zusammenarbeit für mehr Compliance

DAZ 2010, Nr. 26, S. 29



DAZ 2011, Nr. 45, S. 41

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